Justin Engel vor US Open: „Dafür trainiere ich“
Der 17-jährige Justin Engel startet in der Qualifikation bei den US Open. tennis MAGAZIN sprach mit dem Teenager vor seinem Grand-Slam-Debüt bei den Profis.
Ein bisschen Glück gehört immer dazu. Als Justin Engel Mitte Juli beim ATP-Challenger-Turnier in San Marino das Viertelfinale erreichte, schien seine Teilnahme an der Qualifikation für die US Open so gut wie sicher. Der 17-Jährige aus Nürnberg sprang in der Weltrangliste um 20 Plätze auf Position 208. Die Annahme: Das sollte sicher reichen für die US Open. Es kam jedoch anders, da die Arithmetik des ATP-Rankings besonders und manchmal schwer zu durchschauen ist.
Engel fiel in der Woche darauf in der Weltrangliste um 17 Plätze zurück – ausgerechnet zum Stichtag (28. Juli) für die Teilnahme an der US-Open-Qualifikation (Beginn: 18. August). Dann das Aufatmen: Platz 225 im ATP-Ranking reichte aus. Der Teenager qualifizierte sich als letzter Spieler für die US-Open-Qualifikation. „Es war eine totale Erleichterung, als die Acceptance List für die Qualifikation für die US Open rauskam und ich dann gesehen habe, dass ich als letzter Spieler reingerutscht bin“, sagt Engel im Gespräch mit tennis MAGAZIN.
Justin Engel: Auf den Spuren von Zverev und Kiefer
Engel, der am 1. Oktober 18 Jahre alt wird, ist damit der jüngste Deutsche in einer Grand-Slam-Qualifikation seit Alexander Zverev (17 Jahre, vier Monate) bei den US Open 2014. Zverev scheiterte damals in der zweiten Quali-Runde. Neben Zverev und Engel (17 Jahre, zehn Monate) stand aus Deutschland zudem nur noch Nicolas Kiefer im Alter von unter 18 Jahren in einer Grand-Slam-Qualifikation. Der Nürnberger ist sich bewusst, dass es nichts Alltägliches ist, als 17-Jähriger ein Grand-Slam-Turnier bei den Profis zu spielen. „Ich bin total dankbar, dass alles so geklappt hat. Mein Team und ich haben viel daran gearbeitet und sind sehr stolz, dass wir das geschafft haben“, sagt Engel vor seinem Abflug nach New York.
Das große Ziel, dass er sich für diesen Sommer setze, ist erfüllt. In New York soll nun die Kür folgen. Seit Mittwochnachmittag ist Engel mit seinem Trainer-Vater Horst, seinem Manager Charly Steeb und seiner Freundin Elisabeth in New York, um sich auf sein Grand-Slam-Debüt bei den Profis vorzubereiten. „Natürlich werde ich aufgeregt sein. Ich spiele Runde für Runde, gebe mein Bestes und werde Spaß haben. Es ist schön, dass Struffi auch in der Qualifikation dabei ist. Vielleicht werden wir Beginn der Qualifikation vorher ein paar Mal trainieren“, sagt er.
Justin Engel: „Ich war noch nie in New York”
Engel und Jan-Lennard Struff haben eine besondere Beziehung zueinander. Der 18 Jahre ältere Struff war früher der Babysitter von Engel – zumindest ab und zu mal. In seiner Juniorenkarriere hat der 17-Jährige nur einmal die Australian Open gespielt. Daher hat er bislang kaum Erfahrungen bei den Grand-Slam-Turnieren und in den großen Weltmetropolen gesammelt. „Ich war noch nie in New York und kenne die Stadt nur aus Filmen. Das wird besonders werden. Unser Hotel liegt in der Nähe vom Times Square. Das Treiben am Times Square möchte ich mir unbedingt anschauen, genauso die Stadt an sich. Meine Freundin wird sich um das Sightseeing-Programm kümmern. Die US Open habe ich im Fernsehen immer gerne verfolgt. Es hat den größten Centre Court der Welt. Das ist mega“, blickt er voraus.
Auf der ATP-Tour hat Engel in den letzten zehn Monaten eindrucksvoll gezeigt, zu was er fähig ist. Sein erstes ATP-Match gewann er im Oktober 2024 beim Turnier in Almaty (Kasachstan) kurz nach seinem 17. Geburtstag. In diesem Jahr folgten Siege bei den Turnieren in Hamburg (gegen Jan-Lennard Struff) in Stuttgart (gegen James Duckworth und Alex Michelsen) sowie in der Qualifikation in Halle (gegen Roman Safiullin). Auf der Challenger-Tour tat sich der Teenager indes noch etwas schwer. Erst bei seinem neunten Start in diesem Jahr klappte es mit einem Sieg auf Challenger-Ebene.
Justin Engel: Jahresziel Next Gen Finals in Saudi-Arabien
Die US Open sind nun wieder die große Bühne für Engel, der bei den größeren Turnieren bislang stets sein bestes Tennis spielte. „Man muss es mögen, und ich mag die große Bühne total. Dafür trainiere ich. Das ist der Grund, warum ich mich verbessern möchte. Es ist immer schön, vor vielen Leuten zu spielen und eine gute Show zu zeigen“, sagt Engel. Neben seinem Vater Horst arbeitet er mit Ex-Profi Philipp Kohlschreiber an seiner spielerischen Entwicklung. „Ich versuche, spielvariabler zu sein, mehr Winkel, mehr Höhe und mehr Slice einzubauen. Ich arbeite jeden Tag hart und finde, dass meine Spielentwicklung sich gesteigert hat“, sagt er.
Nach der US-Open-Qualifikation geht es für Engel direkt weiter zum Challenger-Turnier auf Mallorca in der Akademie von Rafael Nadal – außer er qualifiziert sich für das Hauptfeld bei den US Open. Es folgen danach drei Challenger-Turniere in Frankreich. Die Zielsetzung ist klar. „Ich möchte mich gerne für die NextGenFinals am Ende des Jahres qualifizieren“, sagt er. Das Turnier mit den acht besten U21-Spielern des Jahres findet vom 17. bis 21. Dezember in Jeddah (Saudi-Arabien) statt. Derzeit liegt Engel im „Race to Jeddah“ auf Platz zwölf. Daneben hat er noch ein weiteres persönliches Ziel: Engel möchte schnellstmöglich seinen Führerschein machen. Dafür lernt er bereits fleißig.