TENNIS UNITED CUP SYDNEY, Team Germany celebrate winning the 2024 United Cup at Ken Rosewall Arena in Sydney, Monday, Ja

Siegerteam: Deutschland gewinnt die zweite Auflage des United Cups in Sydney.

Überraschungserfolg: Wie Deutschland den United Cup gewann

In der Gruppenphase stand Deutschland kurz vor dem Aus, in der KO-Phase wehrten Zverev & Co sechs Matchbälle ab: Warum das deutsche Team dennoch den United Cup holte.

Dass am Ende tatsächlich die deutsche Mannschaft den United Cup in Sydney gewann, war zweitweise so unwahrscheinlich wie ein kalter Sommer in Australien. Denn nach der Gruppenphase, in der die Deutschen gegen Italien gewannen, aber gegen Frankreich verloren, war es lange ungewiss, ob es für die KO-Phase überhaupt reichen würde. Schließlich kam Deutschland als bester Gruppenzweiter von Sydney doch noch weiter.

Auch in der Hauptrunde des Turniers stand ein Gesamtsieg Deutschlands mindestens sechsmal mehr als nur auf der Kippe. Im Halbfinale gegen Australien wehrten die Deutschen vier Matchbälle ab: zwei von Angelique Kerber bei ihrem einzigen Sieg im Turnierverlauf gegen Ajla Tomljanović und zwei vom deutschen Mixed Zverev/Siegemund in einem dramatischen Match-Tiebreak gegen Ebden/Hunter.

United Cup-Finale: Zverev hielt Deutschland im Spiel

Im Endspiel schließlich war es Alexander Zverev, der das deutsche Team gegen Polen im Spiel hielt: Nachdem Kerber deutlich gegen die Nummer 1 im Damentennis, Iga Swiatek, verloren hatte, lag Zverev nach abgegebenem ersten Satz mit 4:6 im Tiebreak des zweiten Durchgangs gegen Hubert Hurkacz zurück – und machte dann vier Punkte in Folge.

Vor allem den ersten „Championship-Point“ der Polen wehrte Zverev auf unglaubliche Art und Weise ab. Sein abschließender Passierball aus vollem Lauf touchierte die Seitenauslinie noch mit ein paar Filzhärchen. Hurkacz konnte es nicht glauben und gab die Partie, die er bis zu den Matchbällen dominiert hatte, doch noch aus der Hand. Zverev schlug ihn mit 6:7, 7:6, 6:4.

„Über Sieg oder Niederlage“, sagte er später bei der Siegerehrung grinsend, „entscheiden manchmal Millimeter.“ Zverev gewann schließlich an der Seite von Doppelspezialistin Laura Siegemund das Mixed gegen Swiatek/Hurkacz 6:4, 5:7, 10:4. Und damit hatte das Team des Deutschen Tennis Bundes (DTB) überraschend die schwere Gold-und-Silber-Schüssel, den United Cup, gewonnen. Nach einem spannenden und insbesondere für Zverev extrem herausfordernden Final-Wochenende.

Gefühlt war Zverev im Dauereinsatz, weil er jedes Herreneinzel spielte (4:1 Siege) und in jedem Mixed auflief (ebenfalls 4:1 Siege). Der Turniermodus sah nun vor, dass Deutschland im KO-Modus Freitag (Viertelfinale), Samstag (Halbfinale) und Sonntag (Endspiel) antreten musste. „Es ist hier fast anstrengender als bei einem Grand Slam-Turnier“, urteilte Zverev. In Summe stand er an den drei Tagen fast 13 Stunden auf dem Court.

Nach der nervenaufreibenden Partie gegen Australien, die um 2 Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag endete, lag Zverev erst um 5.45 morgens im Bett. Am Sonntagabend musste er dann wieder im Einzel ran. Bei seinem Drei-Stunden-Fight gegen Hurkacz fuhr Zverev manchmal auf der letzten Rille und nahm sich zwischen den Ballwechseln oft sehr viel Zeit. Dass er nach diesem Kraftakt schließlich noch zum Mixed antrat, muss man man ihm hoch anrechnen. Zverev machte damit mehr als deutlich, wie wichtig ihm dieser Titel für Deutschland war.

United Cup: Für Kerber ist Zverev der „Held der Woche“

Angelique Kerber hatte also genügend Gründe, um Zverev als ihren „Held der Woche“ zu bezeichnen. Ihr Comeback sah Kerber, die nach der Geburt ihrer Tochter und einer anderthalbjährigen Pause erstmals wieder Turniertennis spielte, positiv: „Es fühlt sich großartig an, wieder auf dem Platz zu stehen.“ Auch wenn sie nur eins von fünf Einzeln gewann: Kerber machte durchaus einen wettbewerbsfähigen Eindruck. Ob es nun noch einmal für den Angriff in Richtung Weltspitze reicht, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen.

Die heimliche Heldin im deutschen Team war aber Laura Siegemund. Sie sorgte mit ihren drei Mixedsiegen in der KO-Phase dafür, dass Deutschland schließlich den United Cup gewinnen konnte. Ihre Doppelexpertise riss auch Alexander Zverev mit, der nach dem Sieg im Viertelfinale gegen Griechenland passend sagte: „Ich saß auf der Rückbank und konnte Lauras Show genießen!“ Die Doppel-Weltmeisterin war in jedem Mixed der MVP.

Ihre Übersicht, ihre Laufwege, ihre wunderbar gesetzten Volleys: Siegemund zeigte, wie man ein Mixed auf absoluten Top-Niveau spielt. Von dieser Strahlkraft ließ sich auch Zverev anlocken, für den die Mixedpartien keine Pflichterfüllung waren. Nein, er hatte richtig Bock auf diese Matches – und auf die Siege natürlich.

Der deutsche Triumph bei der zweiten Auflage des United Cups ist eine große Überraschung. Vielleicht schaffen es die deutschen Profs nun, die Euphorie aus Sydney mit nach Melbourne zu nehmen. In einer Woche beginnen dort die Australian Open.