WTA 50th Anniversary Gala

50 Jahre WTA-Tour: CEO Steve Simon bei den Feierlichkeiten während der US Open 2023.

WTA-Tour: Steve Simon tritt als CEO zurück, eine Frau soll ihm folgen

Nach einer turbulenten Saison kommt es zu großen Umwälzungen an der Führungsspitze der WTA-Tour. Für den bisherigen CEO Steve Simon wird nun eine Nachfolgerin gesucht.

Steve Simon wird seinen Posten als CEO der WTA-Tour aufgeben, aber weiterhin als geschäftsführender Vorsitzender fungieren. Dies wurde am Dienstag im Rahmen einer organisatorischen Umstrukturierung der WTA bekannt gegeben. Diese sei laut Simon bereits seit mehreren Monaten in Arbeit und hinge nicht mit den Beschwerden der Spielerinnen zusammen, die während der WTA-Finals in Cancun zum Saisonende im November laut wurden.

Zu den anstehenden Veränderungen in der Führung gehört zum einen die Einstellung eines neuen Geschäftsführers, dem Simon künftig unterstellt sein wird. In einem Videointerview mit der Nachrichtenagentur The Associated Press und der BBC aus seinem WTA-Büro in St. Petersburg, Florida, beteuerte Simon, dass die WTA für den frei werdenden Führungsposten „eine weibliche Kandidatin“ suchen würde. Simon leitete die WTA seit 2015. Er folgte auf Stacey Allaster.

Zudem soll ein CEO für den 2023 neu gegründeten kommerziellen Arm der Damentour, der WTA Ventures, gefunden werden. WTA Ventures ist Teil der strategischen Partnerschaft zwischen WTA und CVC Capital Partners. Es soll das kommerzielle Wachstum zum Nutzen der Fans, der Spielerinnen, der Turniere und aller Interessengruppen des Damentennissports beschleunigen.

Steve Simon: „Mehr Zeit für die geopolitischen Themen“

Simon erklärte seinen künftigen WTA-Job so: „Mein Schwerpunkt wird natürlich auf der Führung liegen. Die Leitung der jeweiligen Boards und Councils. Die direkte Zusammenarbeit mit den CEOs im Tagesgeschäft der Tour. Ich werde mehr Zeit für die geopolitischen Themen aufwenden können, die den Sport nach wie vor stark beeinflussen und sich auch auf das Geschäft auswirken. Ich werde mehr Zeit damit verbringen, an der strategischen Ausrichtung der Organisation und den Herausforderungen zu arbeiten, vor denen die WTA steht.“

Er wies daraufhin, dass das Damentennis während seiner Amtszeit ein bedeutendes finanzielles Wachstum erlebt hätte. „Ich glaube, wir waren 2016 noch ein 64-Millionen-Dollar-Geschäft. 2023 werden wir ein 128-Millionen-Dollar-Geschäft sein. Und mit unserem aktuellen Geschäftsplan werden wir das bis 2027 verdoppeln.“

Steve Simon stand zuletzt in der Kritik

Zuletzt aber war Simon schwer in die Kritik geraten. Während man ihn zunächst dafür lobte, dass er im Fall Peng Shuai die richtigen Konsequenzen zog und chinesische WTA-Events zwischenzeitlich aussetzte, musste er sich für die Rückkehr der WTA-Tour nach China 2023 den Vorwurf gefallen lassen, er würde doch nur dem Lockruf des Geldes folgen.

Zu einer Katastrophenveranstaltung entwickelten sich am Ende der Saison 2023 schließlich die WTA-Finals in Cancun, Mexiko. Nachdem der Austragungsort erst im September bekannt gegeben worden war, beschwerten sich die Spielerinnen über die schlechte Platzqualität, die geringen Trainingsmöglichkeiten und das schlechte Wetter. In Cancun herrschte noch Regenzeit und die Hurrikane-Saison war noch nicht vorbei – für ein Outdoor-Event also denkbar schlechte Vorzeichen. Die damalige Nummer eins der WTA-Rangliste, Aryna Sabalenka, nannte die Bedingungen „eine weitere Stufe der Respektlosigkeit“.

WTA Tour Steve Simon

Stadion auf dem Golfplatz: Die WTA-Finals 2023 in Cancun waren ein Megaflop für die Damentour.

WTA Finals in Cancun: Schlechte PR für die WTA-Tour

Als sei das nicht alles schon genug schlechte PR für die WTA, enthüllte die US-Sport-Website The Athletic während der Turnierwoche in Cancun Details aus einem von vielen Top-Spielerinnen unterzeichneten Brief, der an die Chefetage der Damentour gerichtet war. In dem dreiseitigen Schreiben fordern unter anderem Aryna Sabalenka, Elena Rybakina, Ons Jabeur und Marketa Vondrousova einen flexibleren Terminkalender, erweiterte Kinderbetreuung, höhere Bezahlung und eine offizielle Vertretung im WTA-Spielerinnenrat durch ihre eigene unabhängige Spielerinnenorganisation, der PTPA. Die „Professional Tennis Players Association“ – 2019 von Novak Djokovic und Vasek Pospisil gegründet – setzt sich für mehr Mitspracherecht der Profis auf WTA- und ATP-Tour ein.

Das Brisante dabei: Die Spielerinnen baten um eine Antwort der WTA bis zum 13. Oktober. Doch bis Turnierbeginn schwieg die Tourorganisation. Erst als die Inhalte des Briefs öffentlich wurden, bezog die WTA Stellung – nicht nur zu den Forderungen der Spielerinnen, sondern auch zu den Zuständen bei den WTA-Finals in Cancun.„Ihr werdet gehört“, schrieb WTA-Boss Steve Simon in seiner Antwort an die WTA-Stars. „Es ist klar, dass ihr mit der Entscheidung, hier in Cancun zu sein, nicht glücklich seid. Ich verstehe das. Es ist keine perfekte Veranstaltung, die Bedingungen sind eine Herausforderung und die WTA übernimmt die Verantwortung dafür.“

Weitere Veränderungen für die WTA-Tour auf dem Prüfstand

In dem Schreiben der WTA, das von dem US-Magazin Sports Illustrated geleakt wurde, heißt es, dass beim nächsten WTA Board-­Meeting mehrere Vorschläge zur Reduzierung der obligatorischen ­Teilnahmeverpflichtung von Spitzenspielerinnen an großen ­Turnieren geprüft werden würden. Außerdem wolle man viele andere Themen, „die in eurem Brief angesprochen wurden“, einem Check unterziehen. „Es wird viel getan. Es gibt eine große Übereinstimmung in den ­Bereichen, die von euch genannt wurden und an denen gearbeitet wird“, stellte Simon Anfang November in Aussicht.

Simon stellte nun noch einmal klar, dass die personellen Veränderungen an der WTA-Spitze bereits im Sommer eingeleitet worden seien. Sie hätten nichts mit den Ereignissen rund um die WTA-Finals in Cancun zu tun.