Dominik Koepfer: „Davis Cup ist immer ein Highlight“
Bei den Australian Open 2024 stand Dominik Koepfer an der Seite von Yannick Hanfmann überraschend das Doppel-Halbfinale. Dann wurde er spontan für die Qualifikationspartie des deutschen Davis Cup-Teams in Ungarn nachnominiert. Im Interview mit tennis MAGAZIN spricht der 29-Jährige darüber, wie es zur Konstellation mit Hanfmann kam, wie er sich auf die Davis Cup-Matches vorbereitet und warum er eigentlich in den USA lebt.
Gerade hast du mit Yannick Hanfmann das Halbfinale der Australian Open erreicht. Wie kam es zu der Konstellation?
Yannick und ich haben schon ein, zwei Mal zusammengespielt. In Stuttgart, München und Halle. In Halle und München sind wir ins Halbfinale gekommen. Wir haben aber rausziehen müssen, weil wir weiter mussten zum nächsten Turnier. Da standen wir im Einzel in der Qualifikation. Wir haben also nie wirklich ein Turnier zu Ende gespielt. Ende November, Anfang Dezember habe ich ihm geschrieben, ob er schon einen Partner für Melbourne hat. Er meinte: „Ne, lass spielen.“ Wir wollten eigentlich nur spielen, um die erste Runde Preisgeld mitzunehmen. Denn wenn man über fünf Sätze Einzel spielt, ist das schon eine Belastung. Dann haben wir beide die erste Runde Einzel verloren und ganz gut performt im Doppel. Wir sind in den Lauf gekommen. So kam es zu Stande.
Wärst du im Einzel weitergekommen, hätte es dann sein können, dass du im Doppel nicht angetreten wärst?
Ja, das kann schon passieren. Gerade wenn wir beide lange spielen, der Tank aufgebraucht ist und wir dann Doppel spielen müssen, auch wenn es so heiß ist. Das war dieses Jahr zum Glück nicht so.
Dominik Koepfer: „Die Stimmung in Australien war super“
Ihr steht jenseits der Top 100 im Doppel-Ranking. Wieso konntet ihr im Hauptfeld mitspielen?
Im Doppel kommst du entweder mit dem Einzel- oder Doppelranking rein. Das höchste Ranking zählt. Bei uns war es das Einzelranking. Wir hatten kombiniert etwas um die 110 zusammen. Nur die Setzliste geht nach dem Doppelranking. Wie du reinkommst, geht nach Einzel und Doppel. Es ist also egal, mit welchem Ranking du dich einschreibst.
Wie hast du die Stimmung in Melbourne wahrgenommen?
Wir haben in der ersten Runde gegen Ben Shelton (mit Christopher Eubanks, Anm. d. Red.) gespielt, der zieht natürlich Zuschauer an. In der zweiten Runde ging es gegen Hijikata/Kubler, zwei Australier. Das war ganz cool auf dem Court 3, da spielen meistens die Australier. Auch Struffi hat da gegen Hijikata gespielt. Da ist immer relativ viel los und es ist laut. Es hat viel Spaß gemacht. Die Australian Open sind allgemein eins der besten Turniere mit den Zuschauern.
Habt ihr viel Resonanz auf eure Doppelsiege bekommen?
Je weiter es ging, desto mehr Interesse war da. Nach dem Granollers/Zeballos-Match gab es sogar eine Pressekonferenz mit einigen Reportern zusammen. Das war schon ein bisschen mehr als normalerweise, wenn du Doppel spielst.
Dominik Koepfer: „Will mich weiter auf Einzel konzentrieren“
Ihr habt beide College-Tennis gespielt. Hat euch das geholfen?
Auf jeden Fall. Wir wissen beide noch aus dem College, wie man Doppel spielt. Da wird viel Doppel trainiert und gespielt. Da wir nicht so viel Doppeltraining haben und nicht so häufig Doppel spielen, dauert es immer ein bisschen, bis man wieder reinkommt. Je mehr Matches wir hatten, desto besser wurden wir. Am Ende haben wir wirklich gutes Doppel gespielt. Natürlich spielen wir anders als Krawietz/Pütz. Die spielen schon mehr „Doppel-Doppel“ als wir. Wir spielen schon ein bisschen mehr Einzel. Aber wir stehen natürlich zu zweit auf dem Platz.
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Kannst du dir vorstellen, in Zukunft mehr Doppel zu spielen?
Mal schauen. Es muss auch mit dem Körper passen. Ich will mich schon auf das Einzel konzentrieren. Wenn es passt und der Körper es hergibt, will ich versuchen mehr Doppel zu spielen.
Kann Doppel deiner Meinung nach eine Alternative zum Einzel sein?
Das sieht man ja an Rohan Bopanna, der spielt mit 43 noch Doppel (lacht). Es ist schon was anderes. Beim Doppel tut einem nicht so viel weh, wenn man mal zwei Stunden auf dem Platz steht. Im Einzel ist es eine andere Belastung. Deswegen können Doppelspieler auch im höheren Alter spielen. Aber mal schauen, für mich ist das noch nicht geplant. Ich versuche es noch ein paar Jahre im Einzel.
Dominik Koepfer: „Darum spielt man eigentlich Tennis“
In der Vergangenheit hast du mehrere Verletzungen gehabt, zuletzt bei den US Open 2023. Wie ist denn dein aktueller Stand?
Mein Arm ist ganz gut, der Knöchel ist auch wieder in Ordnung. Durch den Knöchel habe ich ein bisschen Belastung im Knie gehabt, aber das ist alles unter Kontrolle. Also das Knie tut weh, aber es ist nichts kaputt, einfach nur die Patella-Sehne gereizt.
Wie mühsam war es für dich, zur alten Form zurückzukommen?
Es war ganz schön nervig, weil auch das Ranking darunter gelitten hat. Ich musste also wieder die kleineren Turniere spielen. Das ist auch gar nicht so leicht, weil viele unter den Top 200 gut spielen. Ich musste also auch an Orten spielen, wo ich nicht gerne bin. Man tritt natürlich lieber bei den größeren Turnieren an, darum spielt man eigentlich Tennis.
Dominik Koepfer: „Ich bin ein bisschen ruhiger auf dem Platz geworden“
Hat dir deine Verletzung was mit auf den Weg gegeben?
Es macht jetzt wieder mehr Spaß, Tennis zu spielen. Wenn man verletzt ist, ist es nervig, wenn man den ganzen Tag die gleichen Übungen macht und versucht, wieder gesund zu werden. Das macht weniger Spaß, als wenn du auf dem Tennisplatz stehst, trainieren und Matches spielen kannst. Das ist deutlich besser, als den ganzen Tag beim Pyhsio und im Kraftraum zu sein.
Bist du seit deiner Verletzung ein anderer Spieler, vielleicht sogar ein besserer Spieler?
Kann schon sein. Ich bin natürlich auch ein bisschen älter, vielleicht auch ein bisschen ruhiger auf dem Platz geworden. Darauf habe ich in den letzten Monaten und im letzten Jahr hingearbeitet. Im Moment spiele ich ordentlich, auch mein Aufschlag ist besser geworden, dadurch dass ich mehr trainieren kann und wieder Aufschlag trainieren kann. Das hilft natürlich.
Dominik Koepfer: „In den USA wurde ich nach dem College unterstützt“
Warum hast du dich entschieden, in den USA zu leben?
Das lag am College. Ich habe nach dem College für knapp zwei Jahre ein bisschen finanzielle Unterstützung von der Uni bekommen. Das heißt ich konnte gleich mit Coaches reisen, was gerade bei Futures mit dem geringen Preisgeld sonst unmöglich ist. Das war der Hauptgrund, dass ich dort geblieben bin. In Deutschland hatte ich nicht so viele Connections und habe nicht gewusst, wo ich hinsollte. Zu dem Zeitpunkt war ich einfach schon vier Jahre in den USA und war bei den Junioren nicht so gut. Vom DTB hatte ich nie wirklich Unterstützung. Deswegen habe ich mich dazu entschieden, mein eigenes Ding in den USA zu machen.
Ist eine Rückkehr in deine Heimat, den Schwarzwald, denkbar? Oder hast du vor, in den USA zu bleiben?
Meine Eltern wohnen ja noch dort. Ob ich da jetzt wieder hinziehen würde, weiß ich nicht. Es ist immer wieder schön dort hinzugehen, weil man einiges machen kann: Fahrradfahren, Skifahren im Winter, wenn es schneit. Deutschland kann ich mir auf jeden Fall wieder vorstellen nach dem Tennis.
Dominik Koepfer über seine Davis Cup-Nominierung: „Hat sich angeboten, dass ich dabei bin“
Teamupdate: Dominik Koepfer vervollständigt das DTB-Team gegen Ungarn.
‼️ @daviscup
🆚 Ungarn
📍Tatabánya, Ungarn
⏰ 02. – 03. Februar 2024
📺 @tennischannel👉 Alle Infos auf https://t.co/ozmud9GoYQ (Link in der Story).
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#tennis #deutschlandspielttennis #daviscup pic.twitter.com/FUgdMjnoVu— Deutscher Tennis Bund (@DTB_Tennis) January 23, 2024
Wie kam es zu deiner Nominierung im deutschen Davis Cup-Team?
Michael Kohlmann hat einen Platz freigehalten. Er hat erst Sascha (Alexander Zverev, Anm. d. Red.), Struffi (Jan-Lennard Struff), Kevin (Krawietz) und Pützi (Tim Pütz) nominiert. Ich glaube, er wollte dann nach Leistung gehen. Ich habe gut gespielt und das Jahr gut angefangen. Hanfmann und Altmaier hatten vor, im Ausland zu spielen. Deswegen hat es sich angeboten, dass ich dann dabei bin.
Wann hast du es erfahren?
Das war in der ersten Woche von Australien. Also nach dem Turnier in Canberra.
Dominik Koepfer: „Davis Cup ist immer ein Highlight im Jahr“
Hat es deine Pläne für die nächsten Wochen durcheinandergebracht?
Jetzt ist es ein bisschen mehr Reisestress. Ich bin von Australien nach Europa gereist und dann geht es weiter von Europa in die USA. Es ist halt noch mal ein Extra-Flug und andere Zeitzonen. Aber jetzt habe ich eine gute Trainingswoche und am Sonntag geht’s dann nach Dallas, in die USA, um dann dort zu spielen.
Wie ist bis jetzt die Stimmung vor Ort?
Die Stimmung ist immer gut. Es macht Riesen-Spaß, alle Jungs kommen immer gerne her zum Davis Cup. Alle Betreuer, die Spieler, wir verstehen uns gut untereinander. Es ist immer ein Highlight im Jahr.
Das deutsche Team trifft am 2. und 3. Februar in der Davis Cup-Qualifikation auf Ungarn. Die Matches könnt ihr live im Online-Stream von Tennis Channel mitverfolgen. Mit dem Code „DAVISCUP24″ könnt ihr einen Monat lang alle Matches kostenlos sehen.
Dominik Koepfer: „Ungarn ist nicht wie Deutschland, hier ist alles anders“
Wie bereitet ihr euch auf die Matches vor?
Es ist eigentlich wie eine Trainingswoche. Hier gibt es nur einen Platz, den Centre Court. Deshalb werden die Zeiten zwischen den Teams immer aufgeteilt. Zwei Einheiten gehören den Ungaren, zwei Einheiten gehören uns, also einmal morgens, einmal abends. Das wird dann unterteilt, je nachdem wie viel jeder trainieren will. Wir machen Krafttraining, ein bisschen Fitness mit Carlo (Anm. d. Red.; Thränhardt), dann Physio und abends gibt’s dann meistens ein Team-Essen. Wir spielen ein bisschen Karten, im Hotel gibt es Billard und Darts. Das ist cool, wenn wir alle zusammen sind.
Was ist dein erster Eindruck von der Location?
Das Stadion ist sehr gut, es ist ganz neu. In Ungarn ist es nicht wie in Deutschland, es ist alles ein bisschen älter und nicht extrem modern. Unser Hotel ist gut, das Leben hier ist aber einfach ein bisschen anders; als wir es in Deutschland gewohnt sind.
Dominik Koepfer über den Davis Cup: „Alle kommen gerne“
Hast du gerade einen konkreten Tagesablauf?
Heute morgen haben wir zusammen gefrühstückt und sind hier ein bisschen rumgelaufen. Am Mittag haben wir zwei Stunden trainiert, danach hatte ich mit Carlo und Struffi zusammen Krafttraining. Jetzt bin ich beim Pyhsio und abends gehen wir dann zusammen hier im Ort essen.
Welche Bedeutung hat der Davis Cup für dich?
Ich habe gute Erinnerungen an den Davis Cup. 2021 sind wir während Covid ins Halbfinale in Madrid gekommen. Davor haben wir in Innsbruck gespielt, das hat beides Riesenspaß gemacht. Natürlich spielst du für dich selbst, aber das ist das einzige Teamevent und du spielst für ein Team. Wir haben hier Betreuer um uns rum und alles, was man braucht, steht uns zur Verfügung. Alle Jungs, die dabei sind, kommen gerne. Das merkt man auch, wir verstehen uns untereinander gut. Es ist immer eine schöne Woche im Jahr.
Dominik Koepfer über die Partie gegen Ungarn: „Keine leichten Gegner“
Wie rechnest du dir eure Chancen aus?
Es ist nicht so ganz leicht. Fucsovics und Maroszan sind beides sehr gute Einzelspieler. Maroszan ist ein junger Spieler, der im vergangenen Jahr und den letzten Wochen gut gespielt hat. Fucsovics ist schon lange dabei, er hatte schon viele gute Siege. Keine leichten Gegner also. Aber es kommt auch darauf an, wie unsere Aufstellung ist.
Hättet ihr es leichter, wenn es ein Heimspiel wäre?
Nicht unbedingt. Klar, ist es schöner zu Hause zu spielen. Gerade weil es kein neutraler Ort ist, macht es auch Spaß auswärts zu spielen. Es ist schon anders, wenn du in Málaga spielst, wo niemand wirklich ein Heim- oder Auswärtsspiel hat. So finde ich es besser, als auf neutralem Grund zu spielen.
Dominik Koepfer: „Olympia wäre ein Highlight“
Wie geht die Saison im Anschluss für dich weiter?
Ich werde in den USA spielen: Dalles, Delray Beach, Los Cabos, Acapulco und dann Indian Wells und Miami. Danach geht es auf Sand weiter. Es sind relativ viele Turniere.
Wie sehen deine Ziele für 2024 aus?
Das Ziel war, zurück in die Top 50 zu kommen. Da bin ich aktuell relativ nah dran. Ich bin gut gestartet und habe nicht so viele Punkte zu verteidigen, weil ich letztes Jahr relativ wenig gespielt habe. Olympia ist natürlich ein Ziel. Das wird ein enges Rennen. Deutschland hat fünf Spieler für drei Spots, weil Sascha nach Australien so gut wie gesetzt ist. Das ist bei mir abhängig von den Resultaten. Es wäre ein Highlight. Sonst versuche ich, so hoch wie möglich im Ranking zu kommen.
Wie wird entschieden, wer Olympia spielt?
Vier Spieler können für Deutschland antreten. Von Stuttgart im vergangenen Jahr bis einschließlich French Open in diesem Jahr werden die Punkte gewertet. Wer die meisten Punkte sammelt, ist dabei.