Maria Sharapova

MELBOURNE, AUSTRALIA - JANUARY 11: Maria Sharapova of Russia arrives on court with the the Daphne Akhurst Trophy during the 2018 Australian Open Official Draw at Melbourne Park on January 11, 2018 in Melbourne, Australia. (Photo by Scott Barbour/Getty Images)

Mail aus Melbourne: Kerber vs. Sharapova – Als wäre nie etwas gewesen

Das immer noch tiefe Ranking von Maria Sharapova nach abgesessener Dopingsperre sowie einige Wehwehchen sorgen bereits für ein Duell in Runde drei gegen Angelique Kerber. Unser Reporter vor Ort bei den Australian Open war auf Stimmenfang bei beiden Topstars und hat sich die bisherigen sieben Duelle nochmal ganz genau angeschaut.

Angelique Kerber gehört, das ist ein offenes Geheimnis, beileibe nicht zu den Spielern, die Maria Sharapova besonders wohlgesonnen sind. Auf ihrer Pressekonferenz hier in Down Under zog aber auch die wiedererstarkte Deutsche einen Schlussstrich unter die Dopingakte der Russin.

„Das Thema ist definitiv durch“, entgegnete die ansonsten gutgelaunte Fed Cup-Spielerin einer Nachfrage. Nach dem Motto: Sie hat den Fehler begangen. Sie war weg. Sie ist wieder da. Sie ist eine Topspielerin. Fertig.

Diese Verrechnung stellten und stellen in diesen Tagen viele Spielerinnen und Spieler sowie Expertinnen und Experten auf. Ganz so einfach ist es nicht: Die ebenfalls 30-jährige mehrfache Grand Slam-Siegerin hat fast zehn Jahre lang das Herz- und Kreislaufanimierende Mittel Meldonium genommen. Das stand lange Zeit auf der Beobachtungsliste der Welt-Anti-Doping-Agenturen seit Januar 2016 war der Gebrauch offiziell verboten.

Keiner weiß, was Sharapova als Ersatz nimmt

Ausgerechnet eine positive Probe bei den Australian Open wurde der Russin anschließend zum Verhängnis. Sharapova gab im März 2016 auf einer Pressekonferenz, die ein mittelschweres Medienbeben auslöste, den jahrelangen Gebrauch Meldoniums aus gesundheitlichen Gründen zu und verzichtete auf die Öffnung der B-Probe. Die fünffache Grand Slam-Siegerin wurde anschließend von der ITF zunächst für zwei Jahre gesperrt. Sie legte Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ein und erwirkte eine Reduzierung um neun Monate.

Das Comeback gelang ihr in Stuttgart mit einigen Nebengeräuschen um die Wildcard-Vergabe. Wegen einiger Wehwehchen spielte sie Ende 2017 wenig und nicht herausragend. Bis heute weigert sich der ehemalige Champion von Melbourne beharrlich, auf Fragen zu antworten, welches Ersatzmittel sie denn mittlerweile nehme. Klar ist nur: Es gibt eine Lösung nach Absprache mit den Ärzten. Die Öffentlichkeit tappt dabei weiter im Dunklen.

Kerber: „Genau diese Matches will ich“

Kerber aber weiß nur zu gut, dass ihr eigenes Wohlbefinden davon nicht abhängen darf und kann. Dementsprechend schiebt sie sämtlichen Diskussionen einen Riegel vor. Für sie seien diese Matches, zumal so früh im Jahr, „genau das, was ich benötige und auch will.“

Ähnlich äußerte sich auch Sharapova hier in Melbourne. Ihr scheint der Skandal nichts ausgemacht zu haben, der Glamourfaktor ist nach wie vor omnipräsent. Einen Platz bei ihren Presserunden zu ergattern ist eine Leistung. „Mit meinem Ranking war es doch klar, dass ich in den ersten Runden bereits eine starke Gegnerin zugelost bekomme“, zeigte sie sich wenig beeindruckt. „Sie ist ein Champion, die hier immer gut, vor allen bei diesen heißen Bedingungen, gespielt hat. Aber ich fordere das jetzt von mir ein, gegen diese Topspielerinnen antreten zu wollen, zu dürfen.“

Duelle zwischen den einzig verbliebenen Grand Slam-Siegerinnen im Hauptfeld gab es bereits einige, sieben an der Zahl. Am Samstag (9 Uhr deutscher Zeit in der Rod Laver Arena) steigt das erste Match seit der Sperre. tennis MAGAZIN lässt die einzelnen Matches, mit dem Höhepunkt Wimbledon 2014, nochmal Revue passieren:

Australian Open 2012, Runde 3: 1:6, 2:6

In einer Zeit, die gefühlt viel länger als sechs Jahre zurückliegt, trafen Angelique Kerber und Maria Sharapova das erste Mal aufeinander. Die Vorzeichen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Die Russin, Champion Down Under von 2008 und 2012 an vier gesetzt, ging als haushohe Favoritin ins Duell mit Kerber, die sich im Vorjahr mit ihrem überraschenden Halbfinallauf bei den US Open ins Blickfeld und auf Rang 30 gespielt hatte.

Mit dem Selbstvertrauen eines Weltstars begegnete der Werbestar der auf dieser Bühne noch unerfahrenen Fed Cup-Spielerin und ließ keine Zweifel am Weiterkommen aufkommen. Nach einem zwischenzeitlichen 4:1 hatte Sharapova noch immer eine hundertprozentige Quote beim ersten Aufschlag, die im weiteren Spielverlauf nur unwesentlich schlechter wurde. Der 6:1, 6:2-Erfolg war vor den Augen von Torben Beltz und Barbara Rittner eine Demonstration der Stärke. Die Russen besiegte auf dem Weg ins Finale auch noch Sabine Lisicki, verlor das Endspiel aber gegen Victoria Azarenka.

Paris (Halle), 2012, Viertelfinale: 6:4, 6:4

Nicht mal ganz einen Monat später trafen die gleichaltrigen Kontrahenten auf dem etwas schnelleren Teppichboden in Paris (Halle) aufeinander. In diesem Viertelfinale begegnete Kerber der Russin plötzlich wesentlich aggressiver und mit zunehmendem Spielverlauf auch selbstbewusster.

In den entscheidenden Momenten hatte Sharapova gegen die flach übers Netz und noch flacher abspringenden Konterbälle der Deutschen nichts entgegenzusetzen. Nach verwandeltem Matchball schaute Kerber fast ungläubig gen Himmel und freute sich diebisch über diesen Erfolg. Der Eindruck: Der erste Erfolg gegen den Superstar kam ihr selbst noch am unwirklichsten vor. Die eroberte Setzung von Sharapova nutzte die gebürtige Bremerin dennoch perfekt aus und gewann das Turnier in Frankreich im Finale gegen Marion Bartoli.

Rom, 2012, Halbfinale: 3:6, 4:6

Kerber, die sich mit starken Resultaten im Frühjahr erstmals unter die Top 15 der Damentour gespielt hatte, traf nach gutem Sandplatztennis erneut im Viertelfinale auf Sharapova. Allerdings hatte sie am Abend zuvor Petra Kvitova erst im Entscheidungssatz niedergerungen und verfügte über eine wesentlich kürzere Regenerationszeit als Sharapova.

Ihre Beine, in jenen Tagen noch elementarer als 2018, wollten irgendwann das von Kerber gewohnte hohe Laufpensum auf dem trockenen, langsamen Sand nicht mehr mitgehen. Die Russin wäre spielerisch an diesem Tag schlagbar gewesen. Immerhin: Der Halbfinaleinzug gegen Sharapova bescherte den erstmaligen Einzug in die Top Ten.

Peking, 2012, Viertelfinale: 0:6, 0:3 Aufgabe Kerber

„Ich habe nicht viel von ihrer Verletzung bemerkt“, erklärte Sharapova stirnrunzelnd nach der Aufgabe Kerbers. Sie sei erstaunt gewesen über die Verletzungspause. „Noch mehr überrascht war ich, dass sie so schnell danach aufgegeben hat. Ich denke, dass wir anderthalb Sätze auf hohem Niveau gespielt haben, trotz des klaren Spielstands“, sagte sie und verwies darauf, dass fünf der neun Spiele über Einstand gegangen sind.

Zwischen diesen Zeilen wurde erstmals deutlich, dass sich die beiden Kontrahentinnen außerhalb des Platzes – vorsichtig formuliert – nicht gerade nahestanden. Damit durfte sich Kerber allerdings zum Großteil der Tourspielerinnen gesellen. Die Deutsche trug in Asien eine kleine Fußverletzung davon. Mit dem Viertelfinaleinzug hatte sie sich tags davor dennoch erstmals für die WTA-Finals qualifiziert. In 2012 blieb es allerdings bei den vier Vergleichen.

2013, Stuttgart, Halbfinale: 3:6, 6:2, 5:7

Die bis dato letzte Niederlage war gleichzeitig die Bitterste. Mittlerweile auf Augenhöhe begegneten sich die beiden Porsche-Spielerinnen in der Vorschlussrunde von Kerbers Heimturnier.

In Durchgang drei entwickelte sich vor ausverkauftem Haus im Schwabenland ein Nervenkrimi. Nachdem Kerber mit großem Kampf in Satz zwei zurückkam und im Entscheidungssatz gar mit Break vorne lag, fand Sharapova nochmal das Gaspedal – lange bevor jemand wegen der Meldoniumvorwürfe hätte misstrauisch werden können. Für die Russin war es damals der 15. Sieg auf Sand in Folge.

2014, Wimbledon, Achtelfinale: 7:6 (4), 4:6, 6:4

An den wohl spannendsten und hochklassigsten Vergleich haben sich beide Akteure in diesen Tagen von Melbourne gleichermaßen erinnert.

Damals 2014 hatte sich Kerber als Top Ten-Spielerin etabliert, in den heimischen Medien wurde der Achtelfinalsieg über die damals amtierende French Open-Siegerin dennoch als Sensation deklariert.

Dramatisch war es in jedem Falle. Erst den siebten (!) Matchball nutzte die damals beste deutsche Tennisspielerin und jubelte ausgelassen mit dem britischen Publikum. Zuvor hatte sie im sechsten Vergleich den ersten Tiebreak für sich entschieden. Mit dem Selbstvertrauen der Führung rang sie die Russin nieder. 2018 klingt das fast schon urkomisch: Aber eine Runde später war gegen die spätere Finalistin Eugenie Bouchard Endstation.

2015, Stuttgart, Achtelfinale: 2:6, 7:5, 6:1

Beim bis dato letzten Aufeinandertreffen der Rivalen traf die im Ranking etwas zurückgefallene Kerber bereits im Achtelfinale auf die topgesetzte Sharapova und lief rasch einem Satzrückstand hinterher.

In Durchgang zwei schraubte sie ihre Quote beim ersten Aufschlag auf überragende 90 Prozent und nutzte gegen die auf Sand wie immer glänzend aufgelegte Russin ihren einzigen Breakball im elften Spiel.

Dieses Mal hatte die dreifache Stuttgart-Siegerin nichts mehr entgegenzusetzen. Kerber holte sich den Matchgewinn. Für Sharapova war es die erste Niederlage in Stuttgart überhaupt nach 13 Siegen in Serie. Kerber holte sich anschließend den Titel.

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