The Championships – Wimbledon 2023

Roger Federer (Mitte) mit Frau Mirka (re.) mit Catherine (li.), Princess of Wales.Bild: Getty Images

Mail aus Wimbledon: Kate, Regen und ein Hauch von Hollywood

Der Reporter vor Ort erlebte in den ersten Tagen in Wimbledon viel Regen, aber auch jede Menge Geschichten, die man in dieser Form wohl nur in Wimbledon erlebt. Ein Hoch auf das beste Turnier der Welt.

In meiner Bed & Breakfast-Pension stehen neben der Haustür zwei Balldosen. Auf der einen steht „IN“ und auf der anderen „OUT“. Verlässt man die Unterkunft Richtung AELTC (All England Lawn Tennis Club), bugsiert man einen Tennisball in die „OUT“-Dose. Kehrt man zurück, legt man ihn in die „IN“-Dose. Warum? Die Gastgeberin weiß dann, wo man sich befindet. Nachts kann sie dann – vorausgesetzt, man ist wieder da – , beruhigt eine Kette vor die Tür hängen. Ob das spleenig ist, sei dahingestellt. Aber eines ist klar: Nicht nur die Briten sind während Wimbledon ein bisschen balla-balla.

Isabelle, so heißt die Dame, hatte in den ersten Tagen von Wimbledon einige Spätschichten. Die Tage im berühmten Stadtteil SW19 sind lang. Matches, Pressekonferenzen – vor Mitternacht ist meistens nicht Schluss beim größten Tennis-Happening der Welt. Und das ist gut so. Auch als Reporter wird man immer wieder zum Fan dieses Spektakels. Dass den Machern von Wimbledon auch Pannen passieren – man sieht darüber hinweg. Durch die strengen Sicherheitsvorkehrungen kam es anfangs zu bis zu zehn Stunden Wartezeit, bis man Einlass in das Heiligtum bekam. Als Novak Djokovic (der schon in der dritten Runde stand, als Zverev noch keinen Ball gespielt hatte) das Eröffnungsmatch auf dem Centre Court bestritt, war das Dach nicht rechtzeitig zu. Abbruch – der Rasen war zu feucht. Man dachte sich, bei jeder Gratis-App gibt es ein Wetter-Radar.

Egal, man muss nicht alles verstehen. Auch nicht die Spielansetzungen. Am Dienstag fielen von 77 angesetzten Partien 69 aus. Nur acht Matches wurden gespielt. Dabei hätte man auf dem Centre Court und dem Court 1, die beiden Hauptplätze haben bekanntlich ein Dach, mehr Matches spielen und früher beginnen können. Jule Niemeier, die Vorjahres-Viertelfinalistin, fragte sich das auch (die Antwort der Gralshüter in Wimbledon lautet übrigens, man wolle den Rasen schonen). Die Deutsche spielte Donnerstag erst ihr erstes Match. Es war ein mehr als ordentlicher 6:4, 5:7. 6:1-Sieg gegen die an 16 gesetzte Karolina Muchova, die auf Platz 12 zu Beginn des dritten Satzes ausrutschte und anschließend nicht mehr fit wirkte. Die Tage zuvor vertrieb sich Niemeier die Zeit, in dem sie mit ihrem Team (Manager Michael Geserer, Trainer Christopher Kas und Physio Florian Nowy) unter anderem Uno und „Mensch ärgere Dich nicht“ spielte.

Wimbledon 2023

Jule Niemeier (li.) setzte sich in der ersten Runde gegen die an 16 gesetzte Karolina Muchova durch.Bild: Getty Images

Hausmannskost gegenüber dem, was der All England Club sonst zu bieten hatte. Zunächst einmal diese Aussicht! Auf das BBC-Gebäude haben Sie ein neues Stockwerk gesetzt. Im holzvertäfelten Inneren feine Interviewräume. „Theatre“ heißt der Platz für die großen Pressekonferenzen. Das passt. Wimbledon ist natürlich auch ein faszinierendes Theater. Draußen blickt man auf die sauber aufgereihten Plätze 14 bis 17 im satten Grün, rechts auf das Dach des Centre Courts, links auf Court 1 mit dem vollbesetzten Mound Murray vor der Riesenleinwand. Ganz hinten die Skyline der britischen Hauptstadt mit dem London Eye – Wow!

Eine Etage tiefer, auf dem Millenium Building, genauergesagt auf der Rasenfläche, auf der Spieler, Trainer, Manager unter Teakholzschirmen reden, ein Hauch von Hollywood. Seal, Dauergast in Wimbledon, lässt sich geduldig mit VIP-Fans fotografieren. Ein paar Meter weiter das gleiche Schauspiel mit Kicker-Legende David Beckham. Da fällt eine Tennislegende kaum auf – Stan Smith, Wimbledonsieger von 1972 und vierfacher US Open-Champion, der dem Reporter später erzählt: „Mich kennt keiner mehr, aber meine Schuhe!“

Apropos Fußballstar: die deutschen Ex-Spieler Per Mertesacker (saß auch in der Box von Zverev bei seinem Erstrundenspiel gegen den Niederländer Gijs Brouwer), Thomas Hitzelsperger und Christoph Kramer waren da. Gary Lineker (mit dem früheren Leichtathletik-Helden und Präsidenten des Leichtathletik-Weltverbandes Sebastian Coe) referierte im vollgestopften „Theatre“ über Umwelt.

Irgendwie passte das Thema. Am Mittwoch stürmten zwei Klimaaktivisten auf den Rasen „Nach einem Vorfall auf Platz 18 wurden zwei Personen wegen des Verdachts schweren Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung festgenommen und nun vom Gelände entfernt“, teilten die Wimbledon-Organisatoren bei Twitter mit. Der Schaden hielt sich allerdings in Grenzen. Nein, sie klebten sich nicht fest, sie schütteten ein 1.000 Teile-Puzzle, das sie vorher im Wimbledon-Shop gekauft hatten, auf dem Platz aus.

Die beste Show der ersten Woche: Dienstag, es ist kurz vor 13.25 Uhr Ortszeit. Ehrung für Roger Federer auf dem Centre Court. Catherine, Princess of Wales, Ehefrau des britischen Kronprinzen William – kurz Kate – betritt die Royal Box. Anschließend lobt ein Sprecher die Karriere des Schweizers, ein Einspieler wird gezeigt. Wie er 2003 mit langer Mähne und später mit edlem Jacket seine Kunst zelebriert. Dann betritt er unter tosendem Applaus die Royal Box, winkt den 15.000 zu. Was in Erinnerung bleibt: Sein Flirt mit Kate. Ehefrau Mirka, die daneben saß, wirkte „not amused“. Wie William das fand, ist nicht überliefert.

Wimbledon 2023

Bis Donnerstag musste Alexander Zverev auf sein Erstrunden-Match in Wimbledon warten.Bild: Getty Images

Alexander Zverev war auch „not amused“, weil er erst Donnerstag sein Erstrundenmatch bestritt, wie er später verriet. Ja, Djokovic habe sich die Matches unter dem Dach verdient, bei Jannik Sinner war er sich nicht so sicher. Der Südtiroler stürmte bereits am Mittwochabend auf dem ebenfalls überdachten Court 1 in Runde drei. Genau den Termin hätte Zverev gerne gehabt.

Dass er trotzdem entspannt war – davon konnten sich die Zuschauer am nächsten Morgen auf eben diesem Platz überzeugen. Gegen Gijs Brouwer war er nie in Gefahr. Die Szene des Spiels: Einen Return traf Brouwer nicht richtig, der Ball flog gefühlt ewig durch die Luft und Zverev ließ ihn auf der anderen Seite in seine Hosentasche plumpsen. Eine Showeinlage, wie man sie sonst nur bei Mansour Bahrami sieht. Passend zum großen Theater Wimbledon. Allerdings: Es hat gerade erst begonnen!jordan retro shoes mens release dates | Luxury Online Shop | High-End Designer Fashion Store Shopping | JmksportShops