2018 US Open – Serena Williams

Serena Williams

Serena Williams: So leidet sportliches Ansehen und modernes Frauenbild

Das Damen-Finale bei den US Open 2018 wird aufgrund der Vorkommnisse zwischen Schiedsrichter Carlos Ramos und Serena Williams in Erinnerung bleiben und leider weniger wegen der tollen Leistung von Naomi Osaka. Serena Williams ist auf und abseits des Platzes über das Ziel hinausgeschossen, kommentiert tm-Redakteur Jannik Schneider.

Kiki Mladenovic war eine von nicht wenigen Aktiven, Größen oder Experten, die sich im Anschluss an das – leider – aus den Fugen geratene US Open-Finale zwischen Serena Williams und der erstmals siegreichen Naomi Osaka diplomatisch äußerte: Respekt für die Siegerin, Verständnis für die Verliererin und beste Spielerin ihrer Generation.

Zu leicht macht es sich die aktuelle US Open-Finalistin im Doppel damit. Serena Williams hat von ihren Emotionen geleitet, wie 2009 bei ihrem Heim-Major, die Kontrolle über ihr Spiel und ihr Verhalten auf dem Platz verloren (zum Spielbericht).

Damit hat sie das Heimpublikum gegen den Unparteiischen und teilweise auch gegen die Siegerin aufgebracht, die ihren größten Triumph nicht genießen konnte. Mit dem Sexismus-Vorwurf auf der Pressekonferenz ist sie komplett über das Ziel hinausgeschossen (Lesen Sie dazu mehr). Dadurch leidet ihr lange aufgebautes Ansehen – als weltbeste Spielerin und Frauen-Vorbild.

Zum großen Bild gehört natürlich. Für die sportliche Leistung der vergangenen 20 Jahre gebührt ihr viel, viel Respekt. Nicht weniger dafür, wie sie sich im Laufe ihrer Karriere, und erst recht seitdem sie Mutter ist, als Vorbild, Vorreiterin und Meinungsführerin für ein modernes Frauenbild eingesetzt und sich positioniert hat.

Leider wirkt das, was von ihrem Clan durch Werbung, Realityshows und dem eigenen Instagram-Account für ihr Baby marketingtechnisch komplett durchgestylt ist, nicht immer authentisch und realitätsbezogen.  Der Auftritt während und nach dem Finale liefert mehr Nährboden für den Eindruck, dass der Superstar der Realität manchmal etwas enteilt – bewusst oder unbewusst.

Klar ist: Der Schiedsrichter Carlos Ramos hat sich korrekt verhalten. Der Unparteiische ist bekannt dafür, bei Regelverstößen nicht vor großen Namen halt zu machen und ist seiner Linie treugeblieben. Ausgerechnet der erfahrene Coach von Williams, Patrick Mouratoglou, gab im Interview mit ESPN zu, gecoacht zu haben. Damit hat er das erste Einschreiten und die erste Verwarnung wegen Coachings durch den Schiedsrichter nachträglich legitimiert.

Die beiden weiteren Eingriffe waren ebenfalls regelkonform.  Zum einen für das Schlägerzertrümmern. Zum anderen als Sammelbestrafung für die anhaltenden verbalen und nonverbalen Auseinandersetzungen, die sich Williams in Satz zwei mit dem Schiedsrichter lieferte. Alleine die Begriffe Lügner und Dieb rechtfertigen das dritte Eingreifen.

Hatten etwa die Eurosport-Kommentatoren Matthias Stach und Boris Becker Williams für ihr erstes bestimmtes, aber kontrolliertes Eingreifen nach der Coaching-Bestrafung noch gelobt, verlor sie mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr die Fassung. Sie hat sich in etwas hineingesteigert. Man darf von einem Weltklasse-Sportler, egal ob Mann oder Frau, erwarten, solche Situation in einem Major-Finale zu akzeptieren.

Das passiert Sportlern immer wieder. Größen wie Roger Federer, Rafael Nadal oder früher Steffi Graf eher nicht. Den Anspruch der Öffentlichkeit, Herr der Lage zu sein, hat Williams durch ihre Erfolge und ihr taffes Auftreten selbst geweckt.

Am Samstag war sie nicht in der Lage, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. So hat sie sich im größten Tennis-Stadion der Welt spielerisch selbst geschadet und zwischenmenschlich auch Naomi Osaka, die ihren größten Triumph, begleitet von Pfiffen, nicht genießen konnte. Die vorbildliche Reaktion mit der herzlichen Umarmung am Netz und der Bitte gegenüber den Zuschauern, fair zu sein, war löblich, diente letztlich aber der Schadensbegrenzung.

In der obligatorischen Pressekonferenz überhöhte sie das, was sportlich geschehen war und warf Schiedsrichter Ramos Sexismus vor. „Ich bin hier, um für Frauenrechte, Gleichberechtigung und all das zu kämpfen. Ich habe ihn als Dieb bezeichnet, weil er mir ein Spiel weggenommen hat, das fühlt sich für mich sexistisch an. Einem Mann hätte er dafür nie ein Spiel weggenommen.“

Der Schweizer Journalist Simon Haering formuliert es an diesem Sonntag in der Aargauer Zeitung treffend: Ein Schiedsrichter, der die Regeln durchsetzt, ist kein Sexist. Dieser und andere Schiedsrichter haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie auch gegen andere Spieler, auch Männer, mit dem gleichen Maßstab ihrer Aufgabe nachgehen. Der Vorwurf von Williams ist unverhältnismäßig.

Unabhängig der Vorwürfe: Der Unparteiische hätte es mit viel Fingerspitzengefühl anfangs bei einem Gespräch belassen können oder nach der zweiten Verwarnung eindringlich signalisieren können: „Serena, wenn du dich weiter so verhältst, gibt es die dritte Verwarnung und damit den Spielabzug.“ Eine Regel für Fingerspitzengefühl oder soziale Eigenschaften sind im Regelbuch jedoch nicht festgehalten, wie der Fall von Nick Kyrgios gezeigt hat (Lesen Sie hier mehr).

Insofern hat sich Serena Williams mit ihrem Verhalten und ihren Äußerungen keinen Gefallen getan. Am Samstag hat der Superstar die Perspektive verloren und nicht gewahrt. Darunter leidet ihr sportliches Ansehen. Und das moderne Frauenbild, das ihr so wichtig ist.

Durch den direkten, unverhältnismäßigen Angriff auf den Schiedsrichter bei der Pressekonferenz könnte eine wichtige Intention ihrerseits verloren gegangen sein. Gibt es, was das Verhalten auf dem Court angeht, tatsächlich eine Doppelmoral der Zuschauer und Verantwortlichen? Nach dem Motto: „men are determined, women are bossy“ – „Männer sind zielstrebig und entschlossen, Frauen rechthaberisch“

So richtig sicher sind sich selbst die WTA-Verantwortlichen nicht, die mit einem nichtssagenden Statement verblüfften.

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