John Isner

Achtung, Einschlag! Die 10 besten Aufschläger im Tennis

Wer ist der Aufschlagkönig in der Geschichte der ATP-Tour? Wir haben uns das Service der Besten ihres Fachs näher angeschaut und küren die Top 10. 

Erschienen in der tennis MAGAZIN-Ausgabe 7/2020

Bewertung

So lief die Wertung: Für die Liste der zehn besten Aufschläger hat die tennis MAGAZIN-Redaktion fünf Kategorien bewertet: Asse, Gewinnquote, Tempo, Präzision sowie Servieren unter Druck. Für jede Kategorie haben wir maximal 10 Punkte vergeben. Herausgekommen ist unsere ultimative Top 10.  

Platz 10: Mark Philippoussis

Sie nannten ihn „Scud“ – nach den Raketen aus dem Kalten Krieg: Mark Philippoussis schlug tatsächlich raketenmäßig auf. Mit seinem gefürchteten Aufschlag erreichte er zwei Grand Slam-Finals: US Open 1999 (Niederlage gegen Pat Rafter) und Wimbledon 2003 (Niederlage gegen Roger Federer). Legendär: das Davis Cup-Finale 2003 in Melbourne gegen Spanien. Die Australier führten 2:1, Philippoussis lag gegen Juan Carlos Ferrero vorne – dann riss ihm in der Aufschlagschulter eine Muskelfaser. Nach dem vierten Satz wurde er mit heißem Öl behandelt. Teamkollege Todd Woodbridge sagte: „Scud ist so fertig wie ein Mittagessen.“ Aber: Philippoussis stellte sich zurück an die Grundlinie und servierte Asse wie am Fließband. 6:0 gewann er den fünften Satz – 3:1 für Australien.  

Asse: 9
Gewinnquote: 8,5
Tempo: 9
Präzision: 8
Unter Druck: 7
Gesamt: 41,5

Mark Philippoussis

Australische ­Aufschlagkunst: In den 90er-Jahren war Mark Philippoussis vor allem aufgrund seines Service gefürchtet. In seiner ­Karriere schlug er 6.696 Asse in 483 Matches.

Platz 9: Roscoe Tanner

Roscoe Tanner war der erste Profi, dessen Spiel in erster Linie auf der Stärke seiner Aufschläge beruhte. In den 70er-Jahren waren seine Kanonenaufschläge tödlich. „Wenn er seinen Rhythmus gefunden hat, schlägt niemand besser auf als Tanner“, schrieb 1979 die New York Times. Sein Geheimnis: Als Linkshänder hatte er einen flachen Ballwurf und feuerte seine Geschosse noch im Aufsteigen ab. Kaum ein Gegner konnte seinen Aufschlag lesen. Angeblich soll Tanner 1978 mit 246 km/h serviert haben. Allerdings waren die Messmethoden damals nicht akkurat.

Asse: 9
Gewinnquote: 8
Tempo: 10
Präzision: 7,5
Unter Druck: 7,5
Gesamt: 42

Roscoe Tanner

Hardhitter: Mit ­gewaltigen Aufschlägen bahnte sich Roscoe Tanner seinen Weg zum ­Australian Open-Titel 1977. In Wimbledon verlor er 1979 im Finale gegen Björn Borg in fünf Sätzen – trotz 15 Assen.

Platz 8: Andy Roddick

Der Werbeclip eines Sportgetränks zeigte 2006 wunderbar, wie Andy Roddick bis heute wahrgenommen wird: „A-Rod“ servierte auf einem Sandplatz mit voller Kraft und der Ball sprang nicht mehr ab – er blieb im roten Sand stecken. Nicht wenige dachten damals, dass der Aufschlag echt gewesen wäre. Der Hammer­aufschläger und Spaßvogel sagte einmal über seine größte Waffe: „Ich habe mit meinem Aufschlag einen kleinen Hund umgebracht … Nur ein Scherz, der Hund war riesig!“ Roddick, der nach seinem einzigen Grand Slam-Triumph bei den US Open 2003 die Nummer eins der Welt wurde, servierte in seiner Karriere 9.068 Asse – Platz sechs in der ewigen Bestenliste. Charakteristisch war sein ultra­schneller Armzug, mit dem er den Ball auf knapp 250 Stundenkilo­meter beschleunigen konnte. 

Asse: 8,5
Gewinnquote: 9
Tempo: 9
Präzision: 8
Unter Druck: 8,5
Gesamt: 43

Andy Roddick

Volle Pulle: Andy ­Roddicks Match­strategie war eher ­simpel gestrickt – ­Power, Power und nochmal Power. Gerade beim Service feuerte der Amerikaner alles raus, was er hatte.

Platz 7: Boris Becker

Keine Aufschlagbewegung neben John McEnroe wurde wohl häufiger imitiert als die von Boris Becker. Der Deutsche hat mit seinem raketenartigen Power-Service das Tennis revolutioniert und eine Ära starker Aufschläger geprägt. Das Tempo generierte er durch den Einsatz seiner Beine und die tiefe Kniebeuge. Ungewöhnlich: Im Unterschied zu den meisten anderen Rechtshändern landete Becker nach dem Aufschlag auf seinem rechten Bein. Durch seine Variante des Eastern-Vorhandgriffs beim Service war die Aufschlagrichtung von Becker schwer zu lesen. Andre Agassi will allerdings anhand der Zungenbewegung erkannt haben, in welche Richtung Becker servieren würde. 

Asse: 8
Gewinnquote: 9
Tempo: 8
Präzision: 9
Unter Druck: 9,5
Gesamt: 43,5

Boris Becker

Serveman: Die Aufschlagbewegung war das Markenzeichen von Boris Becker und ziert bis heute sein Logo. Wegen seiner Aufschlagstärke wurde ihm der Beiname „Bum Bum Boris“ verpasst.

Platz 6: Ivo Karlovic

„Ich mache am liebsten, was ich am besten kann: Aufschlagen!“ Mit diesem Zitat ist das Wichtigste zu Ivo Karlovic gesagt: Der Aufschlag ist seine mit Abstand größte Waffe und sein Humor ist herrlich trocken. Der 2,11 Meter lange Kroate, der im Februar 41 Jahre alt wurde, hat in seiner Laufbahn so viele Asse serviert wie kein anderer – nämlich 13.599. „Es ist, als würde er von einem Baum aus aufschlagen“, sagte einmal Todd Martin über den Aufschlag von „Dr. Ivo“. Warum Karlovic dennoch nur auf Platz sechs in unserem Ranking auftaucht? Auch wenn er reihenweise Breakbälle abwehrt, serviert er in absoluten Druck­situationen nicht so stark wie gewohnt. Er gewinnt nur 49,9 Prozent seiner Tiebreaks – zu schwach für einen Aufschlag­giganten wie ihn. Sein „Unter Druck“-Wert ist deswegen niedriger als bei den meisten seiner Konkurrenten.  

Asse: 10
Gewinnquote: 10
Tempo: 10
Präzision: 7
Unter Druck: 7
Gesamt: 44

Ivo Karlovic

XXL-Profi: 2,11 Meter groß, Schuhgröße 52, Griffstärke fünf – Ivo Karlovic ist ein sanfter Riese mit „bösem“ Aufschlag. Wer gegen ihn antritt, trottet beim Return meistens nur von links nach rechts und wieder zurück. 2008 stand Karlovic auf Rang 14 im ATP-Ranking.

Platz 5: Pete Sampras

Das Erfolgsrezept des Aufschlags von Pete Sampras hieß Gleichmäßigkeit. Vor allem in Sachen Präzision und Unberechenbarkeit war der US-Amerikaner Weltspitze. Im Training bekam Sampras die Aufgabe, den exakt gleichen Ballwurf zu machen und erst im letzten Moment vom Trainer die Ansage, in welche Richtung er aufschlagen solle. Die Gefährlichkeit von Sampras‘ Aufschlag lag nicht am schnellen Tempo, sondern an dem hohen Spin, den er dank seiner großen Schulterflexibilität erzeugen konnte. „Man lebt und stirbt mit dem Aufschlag“, analysierte „Sweet Pete“ die Bedeutung des wichtigsten Schlags im Tennis treffend. 

Asse: 8
Gewinnquote: 9
Tempo: 8
Präzision: 9,5
Unter Druck: 10
Gesamt: 44,5

Pete Sampras

Unberechenbar: Kaum jemand ­servierte in Drucksituationen besser als Pete Sampras. Er wehrte 67,9 Prozent seiner Breakbälle ab und gewann 64,1 Prozent seiner Tiebreaks – was mit zum Mythos „Pistol Pete“ beitrug.

Platz 4: Roger Federer

Kein Spieler hat wohl seinen Aufschlag über die Jahre dermaßen weiterentwickelt wie Roger Federer. Der Schweizer serviert zwar nicht reihenweise Asse, aber dieser Schlag ist an ­Effizienz kaum zu überbieten. Vor allem die Präzision und das Servieren in Drucksituationen stechen heraus. Er wehrt 67,3 Prozent seiner Breakbälle ab und gewinnt 65,4 Prozent seiner Tiebreaks – beides herausragende Werte. Federer benutzt – egal, wohin und mit welcher Art von Spin er serviert – immer die gleiche Eröffnung bei seiner Aufschlagbewegung. Diese Unberechenbarkeit verschafft ihm weitere Vorteile bei der Gestaltung des Ballwechsels. Durch seine Körperbalance sowie das entspannte Handgelenk und den lockeren Unterarm in der Bewegung bringt er maximale Energie auf den Ball. Aufgrund seines ökonomischen Aufschlags, der Leichtigkeit und Effizienz ideal miteinander kombiniert, kann er nach mehr als 20 Profi­jahren noch so stark servieren.

Asse: 8
Gewinnquote: 9
Tempo: 8
Präzision: 10
Unter Druck: 10
Gesamt: 45

Roger Federer

Mister Zuverlässig: „Ich kann besonders meinem zweiten Aufschlag vertrauen“, sagt Roger Federer. Recht hat er: Denn mit 56,8 Prozent gewonnener Punkte nach dem zweiten Aufschlag liegt der Schweizer in dieser Statistik auf Platz zwei hinter Rafael Nadal.

Platz 3: Milos Raonic 

Milos Raonic verfuhr schon früh nach der Devise: Stärken stärken – und das ist offensichtlich sein Aufschlag. „Ein Grund, warum ich so gut aufschlage, ist, dass ich als Kind sehr viel Zeit in meinen Aufschlag investiert habe. Es gab Tage, an denen ich nur meinen Aufschlag trainiert habe”, erzählte der Kanadier 2013 in einem Interview. „Ich habe einen Korb genommen und für eine Stunde nur aufgeschlagen. Ich habe nicht immer mit dem vollen Tempo aufgeschlagen, sondern viel auf die Technik und auf die Platzierung der Aufschläge geachtet“, sagte Raonic. Das exzessive Aufschlagtraining hat sich ausgezahlt. Der Kanadier hat sich seinen Platz auf dem Treppchen verdient. 

Asse: 9,5
Gewinnquote: 9,5
Tempo: 9,5
Präzision: 8,5
Unter Druck: 8,5
Gesamt: 45,5 

Milos Raonic

Mehr als ein Spezialist: Milos Raonic wurde früh als Aufschlagroboter verschrien. Doch das Service ist nur die Grundlage seines Spiels, das ihn 2016 bis auf Platz drei in der Weltrangliste geführt hat.

Platz 2: Goran Ivanisevic

Das Markenzeichen von Goran Ivanisevic war seine kurze Ausholbewegung beim Aufschlag. Niedriger Ballwurf, schnelle Zuschlagbewegung und dann im Eiltempo ins gegnerische Feld – bestenfalls mit einem Ass. Der Kroate stellte seine Gegner mit seinem schwer zu lesenden Service vor fast unlösbare Rätsel. Ivanisevic servierte bereits, bevor der Ball den höchsten Punkt erreichte. Dass seine Technik kaum Nachahmer fand, liegt daran, dass der niedrige Ballwurf wenig Spielraum für Fehler zulässt. Ivanisevic war der Meister in diesem Fach. Sein Aufschlag war der Garant für seinen Wimbledonsieg 2001. Seitdem der Kroate im Trainerteam von Novak Djokovic ist, hat sich der Weltranglistenerste beim Aufschlag nochmals enorm verbessert. 

Asse: 9,5
Gewinnquote: 8,5
Tempo: 8,5
Präzision: 10
Unter Druck: 9,5
Gesamt: 46

Goran Ivanisevic

Der Herr der Asse: Goran Ivanisevic schlug im Jahr 1996 insgesamt 1.477 Asse – Rekord! Auf dem Weg zum Wimbledonsieg 2001 servierte er 213 Asse – ebenfalls Rekord!

Platz 1: John Isner

John Isner ist für uns der beste Aufschläger der Tennisgeschichte. Niemand servierte bislang konstant auf so hohem Niveau wie der US-Profi. Festmachen lässt sich das an einer speziellen Statistik: mehr als 1.000 Asse pro Saison. Isner übertraf diese magische Marke achtmal (2010, 2012, 2014-2019). Auf Platz zwei liegen Ivo Karlovic und Goran Ivanisevic mit jeweils vier Jahren, in denen sie mehr als 1.000 Asse ins gegnerische Feld zimmerten. Isners Mix aus Ass-Quote, Tempo und Präzision in den letzten zehn Jahren ist unübertroffen. Die meisten Tour-Kollegen verweisen auf ihn, wenn es darum geht, den besten Aufschläger zu benennen – so auch Jan-Lennard Struff. Gegenüber tennis MAGAZIN sagte er: „Isners Aufschlag ist unglaublich. Er serviert mit einer unfassbaren Quote. Winkel, Speed und Absprung sind der Wahnsinn – egal, ob erster oder zweiter Aufschlag.“

Asse: 10
Gewinnquote: 10
Tempo: 10
Präzision: 8
Unter Druck: 8,5
Gesamt: 46,5

John Isner

Von ganz oben: Mit 2,08 Metern ist John Inser für einen starken Aufschlag ­prädestiniert. Hinzukommt bei ihm eine erstklassige Technik, die alles aus seinen körperlichen Voraussetzungen ­herausholt.

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