Max Schönhaus im Porträt: Der Zocker aus dem Sauerland
Kaum ein 18-Jähriger hat schon so ein komplettes Spiel wie Max Schönhaus. 2026 wird er erstmals nur auf der Herren-Tour spielen, für die Juniors ist er nun zu alt. Wie der Teenager mit dem gewissen Etwas diese Herausforderung angehen wird.
(Erweiterte Story aus Heft 1-2/2026)
Max Schönhaus entschuldigt sich erst einmal. Dafür, dass er so schlecht zu erreichen war und den Telefontermin mehrmals verlegte: „Sorry, war alles etwas schwierig“. Kein Problem, es hat irgendwann geklappt, ihn im tunesischen Monastir zu erreichen. Es gibt schlechtere Orte im November: 20 Grad, viel Sonne.
Für den 18-Jährigen könnte Monastir noch eine besondere Bedeutung bekommen, weil hier seine Karriere auf der Herren-Tour so richtig Fahrt aufgenommen hat. „Ich bin hier noch ungeschlagen und habe schon zwölf Matches hintereinander gewonnen“, sagt Max, halb im Scherz. Er gewann dort innerhalb eines Monats ein ITF-15.000er sowie ein ITF-25.000er und schoss in der ATP-Weltrangliste in die Top 700. Jetzt steht er, beim nächsten ITF-15.000er in Monastir, wieder im Viertelfinale.
Noch befindet sich Max auf der untersten Ebene im Herren-Circuit. Dort, wo Profitennis ein Zuschussgeschäft ist und jeder davon träumt, es nach oben zu schaffen: auf die ATP-Tour, zu den Grand Slam-Turnieren. Folgt man dem Tenor der Szene, soll es nur eine Frage der Zeit sein, bis Max dort oben ankommen wird.
Max Schönhaus: Hammer zum Junioren-Ende
Seine Juniorenkarriere jedenfalls endete mit einem Hammer-Ergebnis. Er gewann im chinesischen Chengdu als erster Deutscher das Saisonfinale der besten acht Juniorenpieler der Welt. Die ITF Junior-Finals sind das Pendant zu den ATP-Finals bei den Profis und haben schon einige bekannte Sieger hervorgebracht: Andrej Rublev, Holger Rune oder Emil Ruusuvuori.

Ziehen an einem Strang: Junioren-Bundestrainer Philipp Petzschner, Max Schönhaus und Coach Björn Simon nach dem Sieg bei den ITF Junior Finals in Chengdu.Bild: Imago / Paul Zimmer
Durch seinen Sieg beendete Max die Saison im Nachwuchs-Ranking als zweitbester Junior der Welt. „Klar, die Nummer 1 wäre ich schon ganz gerne geworden“, räumt er ein. Vor ihm steht nur sein Dauergegner aus der Saison 2025: Ivan Ivanov aus Bulgarien. Auf ihn traf Max in Paris, Wimbledon und New York; „nur“ in Roland Garros konnte er ihn besiegen. In Wimbledon, seinem Lieblingsturnier, unterlag Max im Junioren-Halbfinale mit 6:7, 6:7; im Junioren-Viertelfinale der US Open verlor er mit 6:7 im dritten Satz. „Aber am Ende ist es eh wichtiger, dass ich das Jahr in den Top 8 beendet habe“, erklärt Max. Der Grund: Er bekommt dadurch für 2026 insgesamt acht Wildcards für Challenger-Turniere auf der ATP-Tour. „Die will ich bestmöglich nutzen, um mich weiter nach oben zu spielen“, kündigt er an.
Max weiß inzwischen gut, was ihn auf der Herren-Tour erwartet, nachdem er allein 2025 zehn ITF-Futures, vier ATP-Challenger und ein ATP-500er (in Halle) absolviert hat. „Herrentennis ist komplett anders. Jede Dummheit und jede Schwächeperiode werden dort sofort bestraft. Es ist alles intensiver und man muss in den Rallys viel stärker dagegenhalten. Wenn du dort wegbrichst, dann war es das. Gleichzeitig geht es auch darum, eine gewisse Klarheit auf den Platz zu bringen“, erklärt Max. Er habe sich aber im Laufe des Jahres immer besser darauf einstellen können: „Es ist ein Prozess.“
Max Schönhaus: „Ich kann viel erreichen“
Wer länger mit Max redet, gewinnt schnell den Eindruck, es nicht mit einem 18-Jährigen zu tun zu haben. Er spricht reflektiert, hört aufmerksam zu, streut kleine Scherze ein und sorgt für einen Gesprächsflow, der sich eigentlich nur bei besseren Bekannten einstellt. tennis MAGAZIN traf Max erstmals vor 3,5 Jahren, als er an der TennisBase in Hannover lebte und trainierte. Er führte durch sein Zimmer, schilderte seinen Internatsalttag, sprach über seine Ziele und ließ keine Zweifel an sich selbst aufkommen: „Ich weiß, dass ich viel erreichen kann, wenn ich hart arbeite und fokussiert bleibe!“
Was noch stärker als dieses Statement haften blieb, war seine einhändige Rückhand: ein Signature-Schlag zum mit der Zunge schnalzen. Ihm ist klar, dass dieser Schlag insbesondere im deutschen Tennis eine gewisse Tradition in sich birgt: Boris Becker, Michael Stich, Tommy Haas – alles Weltklasse-Einhänder. „Als ich in die USA ging, wurde ich dort häufig auf die German Backhand angesprochen“, erzählt er und lacht.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Nachdem Max in Hannover die zehnte Klasse mit der Fachhochschulreife abgeschlossen hatte, bekam er ein Stipendium für die weltbekannte IMG-Academy in Florida. Er trainierte dort unter anderem mit erfahrenen ATP-Profis wie Kei Nishikori, Denis Shapovalov, Sebastian Korda oder Jordan Thompson. „Mich hat diese Zeit natürlich tennisspielerisch weitergebracht, aber vor allem auch menschlich. Ich bin dort mega-selbstständig geworden“, erinnert sich Max. Inzwischen ist sein Trainingsstandort die T2-Academy in Wiesbaden. Dort arbeitet er mit seinem Coach Björn Simon. Zum Team zählen noch Athletiktrainer Hannes Heyer und Tourcoach Lukas Storck.
Martina Struff: „Max ist fast wie ein eigenes Kind“
Über seine Anfänge als Tennisspieler weiß aber kaum jemand so gut Bescheid wie Martina Struff. Die Mutter von Jan-Lennard Struff ist Verbandstrainerin im Westfälischen Tennis-Verband, zuständig für das Sauerland, der Heimat von Max. Sie entdeckte den kleinen Max im Alter von sieben Jahren und baute eine intensive Beziehung zu ihm auf. „Max ist fast wie mein eigenes Kind“, sagt Struff am Telefon, als sie auf dem Weg zu den Deutschen Jugendhallenmeisterschaften in Essen ist.
Sie beschreibt ihren ehemaligen Schützling als einen „außergewöhnlichen und mutigen Spieler“, der „schon als Kind eine gewisse Lockerheit auf den Platz brachte, gleichzeitig aber auch immer gewinnen wollte.“ Und weiter: „Er war lernfreudig und wissbegierig, wollte besser werden und mehr Training bekommen.“
Sein Vorbild damals: Ihr Sohn Jan-Lennard, der zu dieser Zeit schon als Profi unterwegs war. Manchmal spielten die beiden ein paar Bälle zusammen. Was aber noch mehr Eindruck bei Max machte: „Struffi“ brachte ihm oft Andenken von den großen Turnieren mit. Handtücher, Bälle, Shirts. „Jan hat den Traum von Max, eines Tages selbst Tennisprofi zu werden, auf diese Weise weiter befeuert“, sagt Martina Struff.

Wie alles anfing: Max Schönhaus mit zehn Jahren bei den Verbandsmeisterschaften in Köln.Bild: privat
Max Schönhaus: „Ich werde kein Grundlinienspieler“
Schon früh zeichnete sich in ihrem Training mit dem Hochbegabten ab, dass Max Spaß daran hat anzugreifen, Volleys zu spielen und selbst das Geschehen auf dem Platz zu bestimmen. Ein Zocker-Typ, der das Spielen liebt. „Irgendwann sagte er zu mir: ‚Martina, ich werde kein klassischer Grundlinienspieler‘ “, erinnert sich Struff. Eine erstaunlich reife Einschätzung für ein Kind. „Ich will den Herzschlag eines Ballwechsels vorgeben – und dafür muss ich aggressiv sein“, beschreibt Max seine Spielweise heute.
Noch überraschender war es für Struff, als Max sich als Zehnjähriger plötzlich dazu entschloss, die Rückhand nur noch mit einer Hand zu spielen. „Das war damals ganz allein seine Entscheidung“, weiß Struff noch. Und wie reagierte sie? „Ich unterstützte ihn natürlich. Wenn ein Spieler so etwas spürt, dann muss man ihn darin bestärken“, antwortet Struff.
Max kann sich an seine wegweisende Entscheidung noch gut erinnern: „Ich habe mich mit der beidhändigen Rückhand nicht wohlgefühlt. Es kam zu wenig aus ihr raus, die einhändige Rückhand fühlte sich viel natürlicher an.“ An wem er sich damals orientierte? Stan Wawrinka, natürlich. Keiner schwingt schöner als der Schweizer. Was Max aber vor allem imponierte, war die hohe Variabilität Wawrinkas: mal voll Speed, mal Slice, mal hoch und lang, mal flach und kurz. „Sein Mix an Rückhandschlägen ist fantastisch“, schwärmt er.
Max Schönhaus: „Musetti gefällt mir als Mensch“
Max blieb bei der Einhändigen, auch wenn er damals ein paar Matches gegen Mitstreiter verlor, die er eigentlich hätte gewinnen müssen: „Die haben mir zu 85 Prozent auf die Rückhand gespielt, das war schon hart. Aber mein Vater beruhigte mich. ‚Max, je mehr sie dir auf die Rückhand spielen, desto besser wird sie‘, sagte er oft zu mir.“ Sein aktuelles Idol ist nun Lorenzo Musetti, der einzige Einhänder in den Top 10. „Natürlich mag ich sein höchst variables Spiel, aber Lorenzo gefällt mir auch als Mensch. Er stellt die Familie über alles, das finde ich schön“, sagt Max. Musetti, erst 23 Jahre alt, wurde Ende November zum zweiten Mal Papa.
Der Vater von Max, Torsten Schönhaus, entspricht so gar nicht dem gängigen Klischee eines Tennispapas. Er fuhr seinen Sohn zwar jahrelang überall hin, hielt sich aber stets im Hintergrund. „Wir sind keine klassische Tennisfamilie. Das ist vielleicht auch ganz gut so, weil wir dadurch mehr einen Blick von außen auf die Szene haben. Andererseits wussten wir anfangs vieles einfach nicht. Da hat uns der DTB wirklich toll unterstützt und uns viele Fragen beantwortet“, sagt er. Max ist das dritte Kind der Familie Schönhaus – ein Nachzügler. Seine Geschwister Lisa, 33, und Fabian, 31, sind wesentlich älter und haben schon Nachwuchs.

Mit seinem Kindheitsidol: Max als Zehnjähriger mit Jan-Lennart Struff in Arnsberg beim Training.
„Ich bin zweifacher Onkel, das ist total super“, ruft Max überschwänglich ins Telefon. Er würde sich jetzt schon auf die Zeit zu Hause in Niederense, im Landkreis Soest, freuen, wenn die komplette Familie zusammenkommt und er eine Woche frei hat. Sein Vater sagt: „Max ist ein absoluter Familienmensch. Er liebt es, Zeit mit uns, seinen Geschwistern und deren kleinen Kindern zu verbringen. Klar, manchmal müssen wir ihn ein wenig erden, wenn er nach Hause kommt. Wir wollen nicht, dass er durchdreht, nur weil er jetzt um die halbe Welt jettet.“
Max Schönhaus und Papas Oldies
Torsten Schönhaus hat etliche Stunden im Auto mit seinem Sohn verbracht, vor allem an den Wochenenden. Dann ging es zu Turnieren in ganz Deutschland. Schönhaus ist Geschäftsführer einer Unternehmensgruppe im Bereich der Elektro- und Gebäudeinstallationstechnik aus Menden mit weltweit über 4.300 Mitarbeitern. Seine Tage sind strikt durchgetaktet, aber die Zeit mit seinen Kindern ist ihm heilig. „Als wir damals ständig zu Turnieren gefahren sind, hatte ich mit Max eine sehr enge Zeit, die ich auf eine gewisse Art auch genossen habe“, sagt Schönhaus, der sich inzwischen um das Management seines Sohnes kümmert. Im Auto hörten sie damals Musik, die Max heute als „Papas Oldies“ bezeichnet – Robbie Williams, Guns N’ Roses, The Police. „Ich habe Papa früher oft damit aufgezogen und jetzt höre ich selbst Oldies“, gibt Max zu und muss lachen.
Zum Tennis kam Max über einen Schulfreund. Eigentlich war er Fußballspieler – wie fast alle Jungen in seiner Klasse. Noch zu Beginn seiner Gymnasialzeit machte er beides parallel. Einige Tage sahen dann so aus: Die Mutter holte Max von der Schule ab, Mittagessen gab es im Auto. Nach zwei Stunden Tennistraining wurden die Hausaufgaben auf der Rücksitzbank erledigt, um pünktlich am frühen Abend beim Fußballtraining für 90 Minuten zu sein. „Das war auf Dauer natürlich zu viel“, weiß Max heute. Mit elf Jahren entschied er sich dafür, nur noch Tennis zu spielen. Auch weil er es „ganz cool“ fand, einen anderen Sport auszuüben als die meisten anderen Jungen. Gleichzeitig hatte er in der Phase aber manchmal das Gefühl, „nicht so richtig dazuzugehören“, weil er in Sachen Fußball auf dem Schulhof nicht mehr mitreden konnte.

Coole Socke: Max bei einem Foto-Shooting vom DTB.Bild: DTB / Justus Stegemann
Torsten Schönhaus: „Max hat es uns einfach gemacht“
Brauchte er in dieser Zeit einen besonderen Antrieb, um beim Tennis zu bleiben? „Eigentlich nicht“, antwortet Max. Er habe, versichert er, nie gedacht, durch den Sport Dinge, die man gerade als Jugendlicher normalerweise erlebt, zu verpassen: Partys, erste Romanzen, erste Exzesse. „Max hat es uns einfach gemacht, weil er immer spielen und trainieren wollte – auch wenn er als Teenager dafür um sechs Uhr morgens am Wochenende aufstehen musste. Er hatte auf das alles große Lust und für ihn war früh klar, dass er Tennisprofi werden würde“, sagt Vater Schönhaus. Der Familienalltag im Hause Schönhaus war damals voll auf das jüngste Kind ausgerichtet: die Fahrerei, die Trainingsplanung, die Turniere – das alles jede Woche unter einen Hut zu kriegen, war anstrengend. „Wenn die Geschwister von Max jünger gewesen wären, dann hätte das nicht funktioniert“, betont Vater Schönhaus.
Aus seinen Worten hört man eine gewisse sauerländische Bodenständigkeit heraus. Sie gehört zum Wertekompass der Familie, genauso wie Empathie und Verlässlichkeit. Max werden diese Tugenden in der Familie vorgelebt und er hat sie auch im Training mit Martina Struff erfahren. Die Struffs prahlen nicht und drängen nicht in die Öffentlichkeit, auch wenn sie dafür alle Gründe hätten. Vermutlich ist es diese gemeinsame Basis, die das gute Verhältnis der beiden Familien prägt.
Auch Trainer Björn Simon weiß diesen Hintergrund zu schätzen: Er kann in Ruhe mit Max arbeiten, niemand redet ihm rein. Simon ist seit dem Sommer 2025 „DTB-Bundestrainer für Wissensmanagement und Entwicklung“. Man kann sagen: Er ist Deutschlands Top-Tennis-Datenanalyst. „Ich habe aber weiterhin die Verantwortung für Max, da wir auch im Zuge der neuen DTB-Leistungssportkonzeption festgestellt haben, wie wichtig gut funktionierende Trainer- und Athletenbeziehungen sind – außerdem werde ich bei der Arbeit rund um Max durch ein herausragendes Team unterstützt“, erklärt er.
Max Schönhaus: „Klar, dass ich schnell spiele“
Der 44-Jährige kann mit verblüffenden Daten aufwarten. Zum Beispiel, dass Max als Juniorenspieler bei den US Open 2025 schneller gespielt hat als 75 Prozent der Herrenprofis – ein krasser Wert, den Max cool kommentiert: „Mir war schon vorher klar, dass ich schnell spiele.“ Sein Coach sieht ihn als einen „breit aufgestellten Spielertyp, der in seiner Entwicklung grundsätzlich etwas länger braucht“, weshalb Max auch bis zuletzt bei den Junioren gespielt hat – anders als der gleichaltrige Justin Engel, der schon in den Top 200 im Herren-Ranking steht. Schönhaus und Engel spielten in ihrer Jugend oft gegeneinander und sind bestens miteinander befreundet.

German Backhand: Max in voller Aktion mit seiner einhändigen Rückhand bei den US Open 2025.Bild: Imago / Paul Zimmer
Björn Simon erklärt die unterschiedlichen Karriereansätze der beiden so: „Es gibt nicht den einen Weg nach oben, jeder Spieler muss seinen eigenen finden. Und es gibt für jeden Weg viele Beispiele – in positiver, aber auch in negativer Hinsicht.“ Junioren-Bundestrainer Philipp Petzschner, mit Björn Simon seit gemeinsamen Junioren-Tagen eng befreundet, glaubt, dass „Justin und Max leistungsmäßig gar nicht so weit auseinanderliegen“. Er sagt, dass sich Max „sehr gut in diesem Jahr entwickelt“ habe und sein gewählter Weg genau richtig sei: „Es ist schwerer und dauert länger, mit der einhändigen Rückhand nach oben zu kommen. Aber wer es schafft, hat dann ein variableres Spiel und ist damit schwerer auszurechnen. Die einhändige Rückhand passt jedenfalls ideal zur grundsätzlichen Spielfreude von Max.“ Dass er sich für den Junioren-Weg entschieden habe, hätte vor allem einen Grund gehabt, merkt Max noch an: „Ich glaubte, dort noch richtig etwas reißen zu können“. Die Rechnung ging auf.
Coach Björn Simon: „Glaube an die einhändige Rückhand“
Für einen erfolgreichen Sprung auf die Herren-Tour, auf der Max ab 2026 ausschließlich spielen wird, bringe er alles mit, ist sich Trainer Björn Simon sicher: „Ich glaube an die einhändige Rückhand, mit ihr ist nach wie vor alles machbar. Sie muss aber zum Spieler auch passen – wie bei Max. Er geht nach vorne und mag das variable Spiel. Man muss ihn auf dem Platz zocken lassen, er soll Varianten reinbringen – das entspricht seinem Naturell.“ Max sieht das genauso: „Der Vergleich mit dem Zocker passt schon. Ich mag das stumpfe Bolzen nicht, erst der Mix vieler unterschiedlicher Schläge bringt mir den Spaß, den ich auf dem Platz brauche.“
Es ist jetzt spät am Abend in Monastir, 40 Minuten dauert das Telefonat schon. Max hatte sich eigentlich vorgenommen, noch etwas Spanisch zu lernen. „Etwas für die Birne tun“, nennt er das. Aber während der letzten Wochen ist er nicht am Ball geblieben – in Sachen Spanischlernen zumindest. Der Tour-Alltag holt einen manchmal dann doch schneller ein, als man denkt. „Ich ärgere mich schon darüber“, gesteht Max. Als er mit Spanisch anfing, hatte er zunächst einen Lauf, aber jetzt „hinke ich hinterher“. Immerhin kann er sich noch zum Bücherlesen aufraffen. „Das Café am Ende der Welt“, eine Erzählung über den Sinn des Lebens, hat er zuletzt gelesen. „Wenn man in diesem Turnier-Trott steckt – mit allem, was so dazugehört –, dann ist es echt schwierig, noch Energie für andere Dinge aufzubringen“, sagt Max.

Oft in der Offensive: Max liebt das variable Spiel und sucht den Abschluss am Netz.Bild: Imago / Hasenkopf
Ein letzter Schwenk zu seinem Tennis, morgen steht das Viertelfinale an. „Auf der Future-Tour kann ich schon jeden schlagen“, behauptet er. Er gewinnt sein Match am nächsten Tag gegen die Nummer eins des Turniers mit 6:1, 6:2. Auch im Halbfinale siegt er, bevor er das Endspiel in drei Sätzen verliert. Egal, er kratzt jetzt schon an den Top 600 der Herren. Natürlich soll das nur eine Durchgangsstation sein. Martina Struff glaubt, dass Max es eines Tages in die Top 30 der Welt schaffen kann.
Max Schönhaus: „Top 10 sind das Ziel“
Coach Björn Simon will keine konkreten Zielmarken nennen, er möchte vor allem die spielerische Entwicklung von Max vorantreiben: „Unser Ziel ist es, dass er gegen unterschiedliche Gegner auch mit unterschiedlichen Rhythmen agieren kann. Sein A-Game ist schon gut, das B-Game müssen wir noch ausbauen. Am Ende geht es um hybride Gamestyles. Ein Spieler wie Daniil Medvedev beherrscht das perfekt: Bei eigenem Aufschlag volle Attacke, beim Return aus der tiefen Defensive kommen. Max soll in der Lage sein, gegen jeden Spieler Lösungen zu finden, um ihn zu schlagen.“
Das ist ein hoher Anspruch für einen 18-Jährigen, aber Max fühlt sich dem gewachsen. Er will selbst hoch hinaus, ohne dabei verbissen oder überheblich zu werden. Sein Umfeld strahlt die dafür passende Ruhe und Entschlossenheit aus. Was ist sein großer Traum? „Die Top 10 zu erreichen“, sagt Max, der Zocker aus dem Sauerland. Dann verabschiedet er sich freundlich.
