Alexander Zverev

Zverev bei BMW Open: Ohne Vater, Freundin und Manager

Bei einer Presserunde im Turnierhotel der BMW Open in München präsentierte sich Alexander Zverev am Sonntag aufgeräumt und auskunftsfreudig. Der 22-Jährige bestätigte, dass ihn private Angelegenheiten in den vergangenen Wochen Kraft gekostet haben.

Ein Wenig machte es den Anschein, als habe Alexander Zverev nur auf die erste etwas kritischere Frage gewartet. Und als es dann nach wenigen Minuten in einem Konferenzraum des Spielerhotels Rilano in München so weit war – und jemand auf die spielerisch schlechte Phase und die Managementsituation einging, setzte der 22-Jährige zum längeren Monolog an. Es schien, als versuche er öffentlich eine Problemliste abzuarbeiten:

„Die Geschichte mit meinem Manager kostet viel Kraft momentan. Ich bin deswegen die letzte Zeit fast täglich mehrere Stunden am Handy gewesen. Es ist keine schöne Geschichte mit uns Beiden (Patricio Apey Anm. d. Red). Deswegen ging der Fokus die vergangenen Wochen etwas verloren. Aber jetzt beruhigt es sich langsam wieder und ich kann mich voll auf Tennis konzentrieren. Ich denke, dass die Situation in ein paar Tagen, vielleicht aber auch erst in wenigen Monaten geklärt ist“

Die Nummer drei der Welt atmete einmal ein und aus und setzte wieder an: „Ihr wisst ja: Ich bin immer ehrlich zu euch Journalisten. In letzter Zeit sind viele Dinge passiert. Die Managementsituation, die Kraft kostet. Mein Vater kann dazu erstmals nicht bei mir sein. Und die Beziehung mit meiner Freundin ist zu Ende. Solche Sachen gehören dazu. Andere Spieler würden darüber gar nicht reden, aber das ist bei mir so. Ich nehme mir solche Sachen immer zu Herzen. Jetzt beruhigt sich aber alles gerade wieder. Ich bin jetzt gerade glücklich mit meinem Leben und auf dem Tennisplatz. Die letzte Zeit hatte ich zu viele andere Sachen, über die ich mir Gedanken machen musste. Das ist sehr wichtig und wird hoffentlich etwas ändern.“

Anschließend herrschte kurzzeitig Stille im Raum. Die Antworten hatten gesessen wie einer seiner Kracher mit der berüchtigten beidhändigen Rückhand, die auf die technische Schulung seiner Mutter zurückzuführen ist. Ein Return der Journalisten kam zunächst nicht. Die erhofften Antworten, auf die kritischen Punkte in Zverevs momentanem (Tennis)leben, waren gegeben.

Beziehungsende bei Zverev trotz Interview

Natürlich kamen später noch Nachfragen und Zverev präzisierte seinen Monolog. Die Trennung von seiner nun Ex-Freundin Olga Sharypova, die Mitte 2018 offiziell seine Freundin geworden war, sei erst vor kurzem zu Ende gegangen. Das erklärte Irritationen, die ein Bild-Interview vergangenen Mittwoch hervorgerufen hatte. In jenem äußerte sich Zverev noch positiv zur Beziehung mit der jungen Russin. Das Gespräch war aber bereits in der Woche vor dem Turnier in Monte Carlo aufgezeichnet worden. In den Tagen von München hatte sich die private Veränderung angedeutet.

Am Sonntag sprach Zverev zudem erstmals über das Fehlen seines Vaters, der schon in Barcelona und Marrakesch nicht in der Box seines Sohnes saß. „Er ist momentan im Krankenhaus. Es ist aber nichts all zu Schlimmes. Ich hoffe, er kann nächste Woche wieder dabei sein.“ Das Fehlen, gab Zverev an, sei schwieriger zu verkraften als der pollenbedingte Europaverzicht von Ivan Lendl: „Das ist nicht der Grund für meine Leistungen. Ich telefoniere regelmäßig mit Ivan. Er schaut meine Matches und berät mich. Ein Grund ist eher, dass mein Vater die vergangenen Wochen nicht da war und hier in München auch noch fehlt. In solchen schwierigeren Phasen war ich mit meinem Vater schon öfters als mit Lendl. Deswegen und natürlich aus allen Gründen auch, hoffe ich, dass mein Papa rasch gesund wird.“

Zverev: Keine Familienlösung in der Managementsituation

Zverev nahm überdies seine Familie in Schutz – auch in Sachen Management. Zuletzt wurde darüber spekuliert, ob alsbald Bruder Mischa eine tragende Rolle übernehmen könnte „Eine Familienlösung kommt für mich nicht in Frage. Ich darf legal ja momentan nicht mit anderen Managern sprechen. Deswegen gibt es noch keine Lösung. Ich werde mir das in Zukunft in Ruhe anschauen.“

Gegenüber tennis MAGAZIN hatte Zverev in Miami im März erstmals über den Rechtsstreit gesprochen. In der Szene hielten sich bereits vorher die Gerüchte, Zverev würde sich gerne Team8 und Roger Federer anschließen. Die Gerüchte um das Werben Federers sind seitdem nicht grade weniger geworden. Insofern würde es zumindest in diesem Punkt nicht überraschen, wenn Zverev nicht die ganze Wahrheit preisgibt. Doch im Verfahren mit Apey, der darauf beharrt, dass der Vertrag zwischen ihm und seinem Klienten bis mindesten 2023 läuft, gilt es aus Zverevs Sicht, lieber nichts zu sagen. So hatte es auch Roger Federer auf tennis MAGAZIN-Anfrage gehandhabt. Es gibt aber Stimmen, die hinter vorgehaltener Hand behaupten, die Veränderung in Richtung Team8 und Federer sei längst beschlossene Sache.

Zverev: „Bin in München nicht als Tourist“

Rein sportlich gesehen, sollen die BMW Open ein Anschieber werden: „Ich hoffe, dass München der Ort ist, an dem ich meiner Saison einen anderen Verlauf geben kann. München kommt gerade sehr passend, glaube ich.“ In der Tat: Hier steigerte sich Zverev 2017 und 2018 merklich und legte den Grundstein für eine sehr gute Sandplatzsaison. Und das Flair passt für den Davis Cup-Spieler ebenso.

Im Münchner Rilano Hotel redete Zverev am Sonntag offen über seine Problemfelder.

„Wir waren bereits in einem Biergarten und Schnitzelessen. Aber ich bin nach München nicht als Tourist gekommen. Ich habe täglich vier bis fünf Stunden trainiert und hart gearbeitet. Ich will mich vernünftig auf die Aufgaben in Madrid, Rom und Paris vorbereiten. Hier ist die letzte Chance, an meinem Spiel zu arbeiten. Danach geht es Schlag auf Schlag.“

Zverev: Trainingsleistung besser als Matchleistung

Wie lange er spielerisch benötige, um zu alter Stärke zurückzukehren? Zverev hat da einen Erklärungsansatz: „Im Training habe ich in Monte Carlo und Barcelona schon wieder ganz gut gespielt, Ballgefühl gehabt und eine gute Schlagauswahl getroffen.“ Nun gehe es um die Matchpraxis. Die war in Marrakesch und Barcelona nicht erfolgreich. „Schaut man sich meine letzten Jahre an, habe ich die ersten Matches auf Sand nur ganz knapp im dritten Satz gewonnen. Diese Matches habe ich dieses Jahr verloren. Ich benötige jetzt wohl eins, zwei von diesen knappen Spielen und dann ist alles wieder im grünen Bereich.“ Hier in München war aber am Samstag festzuhalten, dass auch im Training noch nicht der unbedingte Zug zu spüren war (lesen Sie HIER mehr).

Er habe weiterhin mehrere größere Ziele und große Lust sich zu verbessern. Im Sport sei es manchmal eben so: „Du hast Phasen wie in London, in denen alles läuft und du hast die beste Zeit deines Lebens und manchmal läuft es nicht so. Ich denke aber, dass wenn ich diese Phase überstehe, gestärkt daraus hervorgehen kann.“

Großen Druck um seine Punkte und die Weltranglistenposition mache er sich nicht. „Wenn ich gut spiele, habe ich gezeigt, dass ich alle schlagen kann. Wenn ich schlecht spiele, gezeigt, dass ich gegen viele verlieren kann. Da ist es nicht so wichtig, an welcher Position ich in Paris gesetzt sein werde.“

Jetzt zählt erstmal München und sein Zweitrundenmatch. Zverev hat zunächst ein Freilos, steigt am Mittwoch oder Donnerstag gegen Maximilian Marterer oder den Argentinier Juan Ignacio Londero ein. Marterer, das bestätigte sein Coach Michael Kohlmann am Sonntag, hatte sein Challengerhalbfinale am Samstag wegen Knieproblemen aufgegeben. Er kam Sonntag auf die Anlage. Ein Einsatz des letztjährigen Halbfinalisten ist noch nicht sicher. Im Falle einer Absage dürfte Zverev der Argentinier oder ein Lucky Loser aus der Qualifikation entgegenstehen.men’s jordan retro 13 release date | Yeezys – Jordans, Musee-jacquemart-andre News, Jordan Essentials Statement Hoodie – release dates & nike.