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Fokus voll auf Tennis: „Es war immer mein Ziel, in die Weltspitze zu kommen“, sagt Daniel Altmaier.

Daniel Altmaier im Porträt: Ziel im Blick

Alles im Leben von Daniel Altmaier ist auf seine Karriere ausgerichtet. Denn für den 24-Jährigen zählt am Ende nur eins: Er will einen Grand Slam-Titel gewinnen.

Montagnachmittag, 14:30 Uhr. Locker und lässig kommt Daniel Altmaier in T-Shirt, Shorts und Flip Flops zum Interview-Termin mit tennis MAGAZIN am Hamburger Rothenbaum. Zwischen tosendem Applaus und den Ansagen vom Stadionsprecher nimmt er auf den Klappsitzen im Stadion Platz. Der 24-Jährige wirkt komplett entspannt. Ganz anders als auf dem Platz. 

Betritt der gebürtige Kempener nämlich den Court, ist er im Tunnel. Voll fokussiert – auf sich selbst, seinen Gegner und die gelbe Filzkugel. „Ich bin ehrgeizig, mag es nicht, zu verlieren und Fehler zu machen, die ich eigentlich nicht machen sollte“, sagt Altmaier. Man merkt gleich: Er brennt für den Sport, will gewinnen, es ganz nach oben schaffen. 

Daniel Altmaier: „Wusste, dass ich die Fähigkeit habe, Profi zu sein“

Dass er gute Voraussetzungen hat, merkte er schon früh. Mit sechs Jahren stieg Altmaier im TuS St. Hubert in seiner Heimat Kempen in den Schnupperkurs ein. „Ich hatte mich ein bisschen in Tennis verliebt“, sagt er. Ein Jahr lang blieb er in der Gruppe der Neulinge, ehe er in den normalen Trainingsbetrieb überging. Vier Jahre später, im Jahr 2008, siegte er bei den Deutschen Meisterschaften der unter Zehnjährigen. „Die besten Spieler aus Deutschland hatten sich dort getroffen. Ich hatte noch nie ein so großes Turnier gespielt. Nach dem Sieg wollte ich Tennisprofi werden“, erzählt er und die Augen leuchten immer noch.

Von ein bis zwei Stunden Training pro Woche wurde die Intensität gesteigert: Fünf- bis sechsmal stand er plötzlich auf dem Court. Nebenher spielte er Handball – eine Teamsportart zum Ausgleich. „Das wurde irgendwann für den Körper zu heftig“, erklärt Altmaier seine Entscheidung, sich voll auf Tennis zu fokussieren. Weil die gelbe Filzkugel die oberste Priorität hatte, wechselte Altmaier in der neunten Klasse die Schule, um noch mehr trainieren zu können.

Toptalent: Bereits mit 15 Jahren stieg Altmaier auf der Profi-Tour ein.

Mit 15 Jahren stieg er in die Profi-Tour ein. „Da hatte ich schon ein Gefühl dafür bekommen, wie es ist, Geld zu verdienen, finanzielle Verantwortung zu haben und zu reisen“, sagt er. Gleich in dem Jahr holte er seinen ersten ATP-Punkt, etwa ein Jahr später folgten die ersten Turniersiege auf der Future-Tour, 2016, mit 17 Jahren stand er schließlich unter den Top 300 der Weltrangliste. „Da wusste ich, dass ich auf jeden Fall die Fähigkeit habe, Profi zu sein“, sagt Altmaier.

Daniel Altmaier: Verletzungspech

Doch so rasant er aufstieg, so rasant wurde er auch ausgebremst. Verletzungen am Bauchmuskel, an der Schulter und an den Adduktoren warfen ihn immer wieder zurück. Die Saison 2018 musste er fast komplett auslassen, zählte zeitweise nicht einmal mehr zu den besten 500 Spielern der Tour. 

Während er seine Verletzungen auskurierte und versuchte, wieder zu alter Form zu finden, wechselte der Rechtshänder seinen Trainingsstandort. „Ich habe mein Team in Argentinien aufgebaut“, erzählt er. Neben Trainer Francisco Yunis, der unter anderem Magnus Norman betreut hatte, sind auch Altmaiers Fitness- und Physio-Coaches in Südamerika. „Argentinien ist anders als Deutschland. Da steht die Arbeit noch mehr im Vordergrund. Das hat auch mein Spiel verändert“, analysiert er. Mit Spielern wie Francisco Cerundolo und Sebastian Baez trainiert er häufig. Bei Turnieren teilen sie sich die Fitnesstrainer. „Wir geben uns viel Energie, pushen uns gegenseitig“, sagt Altmaier über sein Verhältnis zu den argentinischen Profis.

Nach der verletzungsbedingten Durststrecke folgte 2020 dann sein Comeback. Als Qualifikant spielte er sich ins Achtelfinale der French Open, besiegte auf seinem Weg die deutsche Nummer zwei, Jan-Lennard Struff, und Top-Ten-Spieler Matteo Berrettini. Hinzukamen zwei Halbfinalteilnahmen bei den ATP-Turnieren in Umag und Kitzbühel sowie drei Challenger-Siege zum Ende des Jahres 2021. Das Resultat: zum ersten Mal ein Platz in den Top 100 und die sichere Teilnahme bei den Grand Slam-Turnieren. „Seit ich unter den besten 100 stehe, habe ich einen geregelten Turnierplan, kann das Jahr besser planen“, sagt Altmaier. Und auch finanziell ist er jetzt unabhängig.

„Aktuell ist es nicht mein Ziel, Geld zu sparen oder mein Gehalt zu erhöhen“, erklärt er seinen Umgang mit Geld, „ich investiere in die Karriere, den Trainer, Fitness- und Physio-Coaches. Erst mal will ich mir eine Basis mit einem guten Team aufbauen, von dem ich die nächsten Jahre profitieren kann.“ 

Daniel Altmaier: Ungebremster Ehrgeiz

Ein Platz in den Top 100 reicht ihm nicht. Er will weiter nach oben, denkt groß und plant seine Laufbahn im kleinsten Detail. „Das Gleiche, was auf der Challenger-Tour passiert ist, muss jetzt auf der ATP-Tour passieren. Ich muss fünf Matches auf hohem Niveau gewinnen, genau die Woche finden, in der alles zusammen passt“, fordert er von sich selbst. „Ich brauche dieses Erfolgserlebnis, um zu spüren, wie es ist, ein Turnier zu gewinnen. Dann kann ich entspannter an die Sache rangehen und frei spielen.“ 

Voller Körpereinsatz: Altmaier ist für seinen aggressiven und variablen Spielstil bekannt.

Wenn der Deutsche über seine Pläne und Gedanken spricht, ist sein Ehrgeiz spürbar. Platz 53 war sein bisher höchstes Ranking im Mai 2022. Zeitweise war er der zweitbeste deutsche Profi, zwischenzeitlich hat Kumpel Oscar Otte diese Position eingenommen. „In meiner Jugendzeit habe ich mit Rudi Molleker gebattelt, jetzt kann ich mich mit Oscar messen“, schmunzelt er. Doch langfristig will er mehr. „Irgendwann will ich zu Zverev aufschließen“, sagt er. „Das Schöne am Tennis ist doch, dass ein bis zwei gute Wochen ausreichen können, um aufzusteigen“, bemerkt er lachend. 

Daniel Altmaier: Angeln als Ausgleich

Trotz seines ungebremsten Ehrgeizes ist Altmaier sich bewusst, wie wichtig es ist, vom Training und den Matches abzuschalten. Am liebsten geht er mit seinem Vater angeln in den Niederlanden. „Da schalte ich komplett ab. Ich bin nur am Wasser mit meinem Dad, wir haben gute Gespräche und einfach Spaß.“ Teilweise fühle er sich in seine Kindheit zurückversetzt: „Ich habe heute noch immer die gleiche Vorfreude wie damals, wenn mein Dad gesagt hat, dass wir am Sonntag angeln gehen. Da freue ich mich die ganze Woche drauf“, grinst er. Aber auch für Basketball und American Football kann er sich begeistern. „Die Familie meiner Freundin hat mich letztes Jahr nach Las Vegas eingeladen, um die Raiders zu schauen. Wenn man die Sportart einmal versteht, ist sie auch als Außenstehender unfassbar interessant“, sagt er.

Altmaiers Online-Welt: Seinen knapp 11.000 Instagram-Followern gibt Altmaier gelegentlich Einblicke in sein Privatleben.

Blickt man auf die Karriere des Deutschen, stellt man fest, wie durchstrukturiert alles war. Aber wer fasste den Entschluss, den Weg eines Profispielers einzuschlagen, als er noch zu jung war, die Entscheidungen zu treffen? „Es ging von meiner Leidenschaft aus. Es war dann quasi eine familiäre Entscheidung“, sagt Altmaier. Seine Eltern waren eine große Stütze, auch finanziell, wobei Altmaier früh einen Investor fand, der ihn unterstützte. „Bis ich 14 war, haben meine Eltern alles gestemmt. Aber sie haben mich auch als Mensch geformt“, sagt er nachdenklich.

Daniel Altmaier: „Will ein Grand Slam-Turnier gewinnen“

Es ist einer der Momente, in denen der „private Daniel“ ans Licht kommt. Zwar liegt das größte Augenmerk im Leben des 23-Jährigen auf der Tenniskarriere, aber da gibt es noch so viel mehr, was ihm durch den Kopf geht. Wie tickt die Menschheit? Was reizt die Leute? „Ich interessiere mich sehr dafür, wie sich die Welt entwickelt“, sagt er. Gerne würde er verstehen, was in den nächsten Jahren passieren wird. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Spielern plant Altmaier nicht, nach seiner Karriere als Coach oder Manager zu arbeiten. Viel mehr will er sich mit den Veränderungen in der Welt auseinandersetzen – in welchem Bereich genau, weiß er aber noch nicht. „Bis zu einem gewissen Alter wird Tennisprofi mein Traumberuf sein. Aber ich kann mir vorstellen, nach meiner Karriere etwas anderes zu machen. Ich werde jedenfalls nie aufhören zu arbeiten oder mich zur Ruhe setzen.“

Doch das Karriereende dürfte für den 23-Jährige noch fern sein. „Ich habe mir vorgenommen, Ende 2022 in den Top 50 zu stehen, das ist realistisch. Optimal wären die Top 32, um bei den Grand Slams gesetzt zu sein“, sagt Altmaier. Und am Ende sagt er selbstbewusst noch etwas Erstaunliches für einen Spieler seiner Kategorie: „Ich will ein Grand Slam-Turnier gewinnen. Dafür werde ich alles tun. Ich denke, das ist ein Ziel, das ich erreichen werde.“

Daniel Altmaier

Stadion-Talk: Altmaier (M.) im Gespräch mit den tM-Redakteuren Christian Albrecht Barschel und Franziska Brülls.

Steckbrief Daniel Altmaier

Geburtsdatum: 12.09.1998
Größe: 1,88 Meter
Herkunft: Kempen
Rang: 79 (Stand 1.08.2022)
Höchster Rang: 53 (23.05.2022)
Bestes ATP-Ergebnis: Halbfinale Umag und Kitzbühel 2021
Bestes Grand Slam-Ergebnis: Achtelfinale French Open 2020
Titel: 9 Future-Titel, 4 Challenger-Titel
Coach: Francisco Yunis

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