2025 Wimbledon Tennis Tournament Day 2 Jul 1st

Früher Abgang: Roland Garros-Siegerin Coco Gauff verlor in Wimbledon gleich zum Auftakt.Bild: IMAGO / Action Plus

Viele Stars schon raus: Historisches Favoritensterben in Wimbledon

Wimbledon begann vor zwei Tagen und es sind so viele Favoriten wie noch nie in der ersten Runde gescheitert – hier sind die exakten Zahlen und Fakten.

Dass manche Spielerinnen und Spieler aufgrund der kurzen Rasensaison zunächst etwas Startschwierigkeiten in Wimbledon haben, ist keine Seltenheit. Dass allerdings geschlechterübergreifend 23 der insgesamt 64 gesetzten Spieler und Spielerinnen bereits in Runde eins von Wimbledon rausfliegen, war so nicht zu erwarten und ist Rekord in der 138-jährigen Geschichte des Turniers. Im Grand-Slam-Vergleich teilt sich Wimbledon diesen Rekord mit den Australian Open 2004. Die Anzahl der ausgeschiedenen Gesetzten in Wimbledon könnte sich allerdings noch erhöhen, falls Brandon Nakashima, der an 29 gesetzt ist, seine 2:1-Satzführung gegen Yunchaokete Bu noch abgibt. Das Spiel wurde gestern wegen Dunkelheit abgebrochen.

Es sind aber nicht nur Spieler, die sich im unteren Bereich der Setzliste befinden, die so früh ausgeschieden sind. Mit dabei sind nämlich auch acht Top 10-Spielerinnen und Spieler – so viele wie sind noch nie bei einem Grand-Slam-Turnier seit Beginn der Open Era zum Auftakt ausgeschieden. Neben Alexander Zverev mussten auch French Open-Siegerin Coco Gauff, die Nummer 3 der Welt Jessica Pegula und Halle-Sieger Alexander Bublik bereits in der ersten Runde jegliche Titelträume ad Acta legen.

Die Rasensaison ist mit einer dreiwöchigen Vorbereitung auf Wimbledon sehr kurz. Es fanden bei Damen und Herren insgesamt elf unterschiedliche Turniere statt. Von den Siegern dieser Turniere scheiterten bereits sechs in ihrem Auftaktmatch an der Church Road – natürlich ist auch das ein Rekord.

Das große Favoritensterben könnte auch etwas mit den Temperaturen in Wimbledon zu tun haben. Am Montag, dem ersten Turniertag, wurde mit 33 Grad Celsius ein neue Rekordtemperatur für das sonst so verregnete Wimbledon gemessen. Das Match zwischen Carlos Alcaraz und Fabio Fognini musste sogar zwischenzeitlich unterbrochen werden, da eine ältere Zuschauerin mit den hohen Temperaturen zu kämpfen hatte.

Wimbledon: Erstrunden-Aus für Zverev

Bei wem die Hitze – laut eigener Aussage – keine Schuld am frühen Ausscheiden hatte, ist Alexander Zverev. Er unterlag dem Franzosen Arthur Rinderknech in fünf Sätzen mit 6:7, 7:6, 3:6, 7:6, 4:6 – hätte aber auch durchaus in drei Sätzen verlieren können. Im Tie-Break des zweiten Satzes wehrte der gebürtige Hamburger drei Satzbälle ab und sicherte sich den zweiten Satz mit 10:8 im Tiebreak. Nach dem Satzausgleich wurde das Match wegen der 2009 eingeführten „Curfew“-Regel unterbrochen und am nächsten Tag fortgeführt.

Wer nun dachte, dass Zverev dieses Match an sich ziehen könnte, lag falsch. Der 28-Jährige spielte zu passiv und überließ seinem Gegner das Spielgeschehen. Den dritten Satz verlor er klar, den vierten Durchgang konnte er sich mit viel Mühe erneut im Tiebreak sichern. Auch hier dachte man nun, er wäre überlegen und mache im fünften Satz kurzen Prozess. Schließlich hatte er das Momentum voll auf seiner Seite, nachdem er im Tiebreak des vierten Satzes schon 1:4 und 3:5 hinten lag. Doch er änderte nichts an seiner Taktik und kassierte ein frühes Break zum 1:2 im fünften Satz, das Rinderknech auch nicht wieder abgab und am Ende den größten Erfolg seiner Karriere feiern durfte.

In der anschließenden Pressekonferenz sprach der Deutsche erstmals über seine mentale Gesundheit: „Ich fühle mich einfach generell sehr, sehr allein und sehr einsam, was kein schönes Gefühl ist. Ich habe mich noch nie so gefühlt. Ich habe im Moment keine Antworten. Irgendetwas in mir muss sich ändern, und das ist nicht unbedingt auf dem Tennisplatz, eine Vorhand oder Rückhand“. Auch gegenüber einer Zusammenarbeit mit einem Sportpsychologen zeigte Zverev sich erstmals offen. Wiedersehen wird man die deutsche Nummer eins voraussichtlich beim Masters-Turnier in Toronto, das Ende Juli beginnt.

Wimbledon: Gauff, Pegula und Bublik früh raus

Viele sahen in Dayana Yastremska eine knifflige Auftaktgegnerin für Coco Gauff. Dass sich die Ukrainerin aber so deutlich gegen die amtierende French Open-Siegerin und Weltranglistenzweite Coco Gauff durchsetzten würde, kam überraschend. „Ich hatte das Gefühl, dass ich mental ein wenig überwältigt war von allem, was nach Paris kam, sodass ich das Gefühl hatte, nicht genug Zeit zu haben, um zu feiern und auch wieder ins Spiel zu kommen“, sagte Gauff während sie sich ein paar Tränen von der Wange wischte.

Die überraschendste Niederlage jedoch war die von Jessica Pegula. Die Weltranglistendritte verlor in weniger als einer Stunde gegen die Italienerin Elisabetta Cocciaretto – 2:6, 3:6. Für Cocciaretto war es der größte Erfolg ihrer Karriere. „Es war ein unglaubliches Match. Danke für den Support und an mein Team. Ohne euch würde ich nicht hier stehen. Ich bin überglücklich“, sagte Cocciaretto, die Wimbledon vergangenes Jahr krank verpasste.

Alexander Bublik, der von einigen Experten als heißer Spieler für die Endphase des Turniers gehandelt wurde, konnte seine gute Form nicht nach Wimbledon transportieren und verlor gegen den Spanier Jaume Munar mit 4:6, 6:3, 6:4, 6:7, 2:6. Auch wenn der Kasache nur an Position 28 gesetzt war, zählt er auf Rasen zu einen der besten.

In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob das Favoritensterben nun ein Ende hat. Historisch ist diese Ausgabe der Wimbledon Championships allerdings schon längst.