Davis Cup

TOPSHOT - The teams pose on the court during the opening ceremony of the Davis Cup Madrid Finals 2019 in Madrid on November 18, 2019. (Photo by JAVIER SORIANO / AFP) (Photo by JAVIER SORIANO/AFP via Getty Images)Bild: Getty Images

Davis Cup in Madrid: Zwischen Himmel und Hölle

Das Finalturnier im Davis Cup in Madrid ist in vollem Gange. Nach dem Eröffnungstag in der „Caja Magica“ bleibt festzuhalten: Die Tenniswelt ist weiter gespalten in zwei Lager.

18 Stationen umfasst die Metro-Linie 3 in Madrid zwischen Moncloa und Villaverde Alto. Genauso viele Stationen wie Nationen, die am Finalturnier im Davis Cup in Madrid teilnehmen. An jeder Station prangen die Spielernahmen einer bestimmten Nation. An der Haltestelle Sol fallen einem die Spanier um Rafael Nadal ins Auge. Das deutsche Team um Jan-Lennard Struff, Philipp Kohlschreiber, Dominik Koepfer, Kevin Krawietz und Andreas Mies grüßt an der Haltestelle Hospital 12 de Octubre. An der Station San Fermin, von der es weiter zu Fuß geht zur Caja Magica, dem Austragungsort des Davis Cups, sind es die Namen des US-amerikanischen Teams.

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Der Davis Cup in Madrid, der von der Ausrichtungsfirma Kosmos um Fußball-Star Gerard Piquè als „World Cup of Tennis“ deklariert wird, ist in der spanischen Hauptstadt omnipräsent. Für den Tennisfan stellt sich bei der Premiere die große Frage: Ist dies wirklich noch der Davis Cup – der älteste jährlich ausgetragene Sportwettbewerb? Die Reform des Davis Cups, die im August 2018 bei der Generalversammlung des Tennis-Weltverbandes ITF in Orlando dank einer Zweidrittelmehrheit (71,4 Prozent der Stimmen) beschlossen wurde, teilt die Tenniswelt in zwei Lager. Auf der einen Seite die Traditionalisten, die ihren heiß geliebten Davis Cup nach der Reform für tot erklärt haben und ihn nun despektierlich „Kosmos Cup” oder „Piquè Cup” nennen. Auf der anderen Seite diejenigen, die Änderungen positiv gegenüberstehen und es für längst überfällig halten, dass der Davis Cup zeitgemäßer wird.

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Davis Cup: Andy Murray hofft auf Erfolg

Es ist wie zwischen Himmel und Hölle. Gegner und Befürworter werden sich nach den ersten Eindrücken der Davis-Cup-Finalrunde in ihren Meinungen bestätigt fühlen und Argumente für ihre Sichtweise finden. Grautöne gibt es bei der Debatte um die Reform des Davis Cups nur wenige. „Es gibt offenbar einige Leute, die hoffen, dass es schiefgeht. Aber ich hoffe, dass es wirklich gut geht und dass es ein großer Erfolg wird“, sagt Andy Murray. Der deutsche Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann und Boris Becker erklärten im Vorfeld, dass sie „dem neuen Format eine Chance geben“ wollen. Kohlmann sagte weiter: „Es gibt eine Sache, die ich noch nicht verstehe. Wir haben unser Qualifikationsmatch vor 5.000 Zuschauern gespielt. Es gibt Bestimmungen, dass ein Kapazitätsminimum von 4.500 vorsieht. Und nun spielen wir in einem Stadion, wo nur 2.000 Zuschauer Platz finden.“ Doch bekommt das neue Format überhaupt eine echte Chance? Nachdem die ersten Ballwechsel am Montag gespielt wurden, lief das soziale Netzwerk Twitter mit Kommentaren über den Davis Cup heiß.

Filip de Wulf, French-Open-Halbfinalist von 1997 und mittlerweile als Journalist tätig, beklagte den geringen Zuschauerzuspruch bei der Partie zwischen Belgien und Kolumbien und sprach von nur 15 Fans im Stadion. Das wollte Gerard Piquè nicht unkommentiert lassen und meldete sich zu Wort: „Bist Du sicher, dass es nur 15 Fans sind?“, fragte Piqué mit einem Augenzwinkern und legte ein anderes Beweisfoto vor. Auch hier legt die Wahrheit im Auge des Betrachters. Zum gezeigten Bildausschnitt von de Wulf muss man wissen, dass das Foto einige Minuten vor Beginn der Partien zwischen Belgien und Kolumbien aufgenommen wurde. Aber der Eindruck einer vollen Hütte, den Piqué vermitteln wollte, traf ebenfalls nicht zu.

Piqué: „Ich will, dass sie die beste Woche ihres Lebens haben”

Der Innenverteidiger des FC Barcelona, der nach der durchgeboxten Reform als „Totengräber der Tennis“ bezeichnet wurde, hat ein klares und hochgestecktes Ziel für die Finalpremiere: „Ich will, dass sie die beste Woche ihres Lebens haben.“ Gemeint sind neben den Fans auch die teilnehmenden Spieler und Betreuer. „Ich will, dass der Davis Cup eine Tennis-Party ist, nicht nur Tennis“, sagt Piqué. Der 32-Jährige nutzt jede Chance, seinen neu geschaffenen Davis Cup zu inszenieren. Vor einigen Wochen gab Piqué über sein Twitter-Profil sogar seine Handynummer heraus, um ihn anschreiben zu können. Die Folge: mehr als 20.000 Nachrichten in kürzester Zeit. Auch Piqués Ehefrau, die kolumbianische Sängerin Shakira, wird bei der Promotion voll eingespannt und soll bei der Inszenierung des Events helfen. Auf den Banden in den Stadien wird für einen Film über Shakira, der 2020 in die Kinos kommt, geworben. Wenn Shakira bei der unspektakulären Öffnung des Tores am Eröffnungstag von „Gänsehaut“ spricht und sich über den zu erwartenden Doppelsieg ihrer kolumbianischen Landsmänner Juan Sebastian Cabal und Robert Farah kindlich freut, wirkt das alles andere als echt – Tweets mit Kalkül.

12.114 Zuschauer verfolgten den Eröffnungstag des Davis Cups in den drei Stadien – eine Auslastung von 66 Prozent. Davis-Cup-Atmosphäre kam vor allem in der Partie zwischen Kanada und Italien auf. Das Einzel zwischen Denis Shapovalov und Matteo Berrettini war nicht nur das spannendste Match des Tages, sondern auch ein hochklassiges, das ohne ein einziges Break in drei Tiebreaks zugunsten von Shapovalov entschieden wurde. Die Tenniswelt ist nach wenigen Stunden des Davis-Cup-Finalturniers weiterhin gespalten. Kanadas Kapitän Frank Dancevic lobt die Veranstaltung. „Es ist ein tolles Format. Es macht Spaß. Alle Nationen an einem Ort. Ich bevorzuge dieses System lieber als das alte.“ Ganz anders sieht es der Belgier Steve Darcis, der nach dem Auftaktsieg seiner Belgier auf Twitter schrieb: „Was für eine Ehre, was für Emotionen, noch einmal für sein Land zu spielen. Aber hört damit auf, über den Davis Cup zu reden“, meint Darcis und fügte die Hashtags #daviscupisdead und #worldcupisback an.

Davis Cup: Late-Night-Matches und kompliziertes System

Auch Spielerinnen meldeten sich zu Wort. So wandte sich Alizé Cornet, die gerade mit Frankreich den letzten regulären Fed Cup (2020 findet im Fed Cup ebenfalls ein Finalturnier statt) gewonnen hat, an Piqué: „Lieber Gerard, ich kann sehen, dass du nie bei einem echten Davis Cup warst. Und das hier ist er nicht.“ Die ersten Stunden des Davis Cups haben gezeigt: Das Event ist einerseits professionell organisiert, in anderen Fällen mit wenig Liebe zum Detail durchdacht. Während die Twitter-Seite des Davis-Cup-Finalturniers mit reichlich Inhalt bestückt wird, war die offizielle App für den Tennisfan und für den Tennisjournalisten ein Desaster.

Die Zuschauer müssen sich zudem auf längere Wartezeiten und Temperaturschwankungen (warme Stadien und kaltes Foyer) einstellen. Vor und nach dem Betreten der drei Stadien in der Caja Magica wird jede Karte gescannt. Die Folge: lange Warteschlangen im Hauptstadion, vor allem beim Verlassen des Stadions. Als ich von einem Ordner wissen möchte, warum dieses zeitraubende Prozedere durchgeführt wird, antwortet er: „Ich weiß, das ist nervig. Aber so ist unsere Anweisung.“ Wer die Finalwoche vor Ort oder am TV verfolgt, wird viel Sitzfleisch benötigen. Die Partie zwischen Kanada und Italien am Montag, die um 16 Uhr begann, endete erst kurz nach Mitternacht. Wenn man bedenkt, dass zahlreiche Partien erst ab 18 Uhr stattfinden (darunter ein Halbfinale und zwei Viertelfinals), muss man sich auch viel Late-Night-Tennis einstellen. Das komplizierte Gruppensystem hat zudem zur Folge, dass für Kolumbien, das ihre beiden Gruppenspiele an den ersten beiden Turniertagen bestreitet, das Turnier bereits zu Ende ist, bevor es für andere Nationen erst begonnen hat. Nach den ersten Eindrücken in Madrid steht fest: Der Davis Cup wird weiter die Tenniswelt spalten.nike air jordan 1 outlet | DIARIOCALLEDEAGUA ᐈ Одяг, Взуття, Аксесуари, вигідні ціни в Києві у Україні