Tennis Davis Cup – Deutschland – Schweiz

Vorteil Davis Cup

Die Davis Cup-Partie in Trier zwischen Deutschland und der Schweiz ist wie eine Reise in eine gute alte Zeit. Zurück in die Zukunft könnte die Devise sein, wenn es um den ältesten Mannschaftswettbewerb der Tenniswelt geht.

Es wird in diesen Tagen viel über die Zukunft des Davis Cups gesprochen. Bekanntlich ist die Liaison zwischen dem Welttennisverband ITF und der Agentur Kosmos gescheitert. Das Multimilliarden-Projekt, das von Ex-Barca-Star Gerard Piqué vor fast fünf Jahren vollmundig als die neue Welt des Tennis angekündigt wurde, ist passé. Nein, der Davis Cup konnte mit dem neuen Format nicht gerettet werden. Unter dem Strich muss man sagen: Es hat nicht gepasst. Es war zuletzt mehr Kommerz als Herz mit dem Finale der besten acht Teams im vergangenen November in Malaga.

Davis Cup wie in alten Zeiten

Wer in diesen Tagen in Trier beim Davis Cup zwischen Deutschland und der Schweiz dabei ist, fühlt sich zurückversetzt in die Vergangenheit. Nostalgie ist eine schöne Sache. Und ja, manchmal wird sie verklärt. Aber was ist so schlimm daran, dass man sich Anfang Februar in der Arena Trier in die Tennis-Boomzeit der 80er- und 90er-Jahre zurückversetzt fühlt? Ein bisschen zumindest. Ein volles Haus mit 4.200 Zuschauern , das berühmte rhythmische Klatschen, der Jubel des Heimpublikums bei Punkten der eigenen Helden, die Schlachtrufe der Gäste, wenn bei ihnen Hoffnung aufflackert.

Davis Cup

Sorgen für ein volles Haus in Trier: Das deutsche Davis Cup-Team mit Tim Pütz, Andreas Mies, Alexander Zverev, Oscar Otte, Daniel Altmaier und Teamchef Michael Kohlmann (v.l.n.r.).

Ein mögliches Drehbuch hätte nicht besser sein können als die Realität. Als Oscar Otte und Alexander Zverev ihre Einzel spielten, waren auch die Helden von einst dabei. Lautstark wurden sie vom Hallensprecher begrüßt: Eric Jelen, der Mann aus Trier, der mit seiner Mutter auf der VIP-Tribüne saß. Passenderweise saßen auch Spielerinnen von einst – Barbara Rittner und Anke Huber – in der Nähe. Charly Steeb, der für Tennis Channel kommentierte. Und natürlich der personifizierte Tennisboom vergangener Zeiten: Boris Becker.

Viel Beifall für Boris Becker

Als er mit den Worten begrüßt wurde, man freue sich, dass er da sei, wo er hingehört – nämlich in die deutsche Tennisfamilie – , brandete ein Beifall auf, der lauter war, als jede Unterstützung für die Aktiven. Becker mitten im Team, schwarzer Trainingsanzug. Meistens stand er – wenn es wichtig auf dem grünen Court wurde, aber auch wenn es nicht so wichtig war. Wenn er einfach durch seine Präsenz den deutschen Spielern mit auf den Weg geben wollte: Macht euch keine Sorgen, ich bin da.

In welcher Rolle? Das weiß man noch nicht so genau. Gespräche zwischen DTB und der Tennisikone, die praktisch kaum aus der Haft entlassen, schon wieder bei Eurosport am Mikrofon während der Australian Open Fans in ihren Bann zog, gab es einige im vornehmen Hotel Park Plaza Trier. Zu was für einem Ergebnis sie auch führen werden – feststeht: Becker wird wieder integriert ins deutsche Tennis. Zeitweise hatte man den Eindruck, er sei niemals weg gewesen. Den Titel Head of Men’s Tennis hat allerdings jetzt Kapitän Michael Kohlmann inne.

Davis Cup ist Teamgeist

Als Alexander Zverev den Matchball gegen Stan Wawrinka zum 6:4, 6:1 verwandelt hatte – damit stand es 1:1 nach dem ersten Tag – und kurz danach zum Mikrofon in der Hallenmitte schritt, drückte er mit seinen Worten genau das aus, was sich in diesem Moment, richtig anfühlte. Sinngemäß sagte er, dass genau diese Atmosphäre, ein Match vor heimischem Publikum, das Besondere am Davis Cup ausmacht. Und dass der Teamgeist überragend sei – also so wie bei weiland Becker, Steeb und Jelen. Nur Patrik Kühnen fehlte bei dem Siegerteam von Göteborg 1988.

Die Diskussion, um die Zukunft des Wettbewerbs, die Zverev befeuerte, ist das eine. Die andere Geschichte ist die von einem überragenden Spieler Zverev. Als man am Donnerstag seinen Gegner Stan Wawrinka trainieren sah, wurde einem schon mulmig. So gut traf der Schweizer, der nach sechs Jahren zurück ins Schweizer Davis Cup-Team kehrte, seine Bälle. Die Rückhand ein Gedicht, die Beinarbeit exzellent für einen 37-Jährigen. Da spielte es keine Rolle, dass Wawrinka nur noch die Nummer 135 der Welt ist. Zwar hatte Zverev nach eigener Aussage gut trainiert in Monaco und in Trier in den Tagen zuvor, dennoch blieben Zweifel angesichts seiner Leistungen in Melbourne, als er in der zweiten Runde am Amerikaner Michael Mmoh scheiterte.

Allerdings: In Trier spielte Zverev ein fantastisches Match mit krachenden Grund- und Aufschlägen sowie viel Gefühl am Netz. Es war die beste Partie, seit er gegen Rafael Nadal im Halbfinale von Paris verletzungsbedingt aufgeben musste. Allerdings: Wawrinka wirkte im Match nunmehr wie ein Trainingsweltmeister, der von seiner einstiegen Bestform weit entfernt blieb. Dennoich: Es war nicht nur eine Wohltat für die Augen, wie die Bälle zwischen Zverev und Wawrinka über den Court flitzten. Es war auch eine Demonstration von Weltklassetennis. „Das ist eine andere Sportart“, entfuhr es einem Beobachter im Block E. Gemeint war der Vergleich zwischen dem Match zweier Champions und der vorangegangenen Partie zwischen Oscar Otte und  1,96-Meter-Mann Marc-Andrea Huesler, Schweizer Nummer eins und die Nummer 53 der Welt.

Davis Cup-Bilanz von Otte lautet nun 0:5

Klar gab es einige spektakuläre Ballwechsel zwischen der deutschen Nummer zwei und dem Linkshänder aus Zürich, aber unter dem Strich waren es zu viele Fehler. 0:5 lautet die Davis Cup-Bilanz von Otte nach dem ersten Tag in Trier. Es dürfte das Ende seiner Davis Cup-Karriere gewesen sein. Der Kölner ist ein sehr sympathischer und eloquenter Mensch, ein Typ, der gut in jedes Team passt, einer, dem man alles gönnt, aber Kapitän Michael Kohlmann hätte ihn niemals aufstellen dürfen. Zu schwach waren seine Leistungen in den letzten Monaten und Wochen.

Klar ist auch: Jan-Lennard Struff wäre als zweiter Mann gesetzt gewesen, wenn er die Partie nicht wegen einer Entzündung der Bizepssehne hätte absagen müssen. Dennoch: Wäre Kohlmann mutig gewesen, hätte er Daniel Altmaier nominiert.

Zum Glück gab es die Zverev-Gala, eine am Ende ausgelassene Stimmung – und die Gewissheit, dass der Davis Cup trotz aller Abgesänge immer noch ein klasse Wettbewerb ist.

 

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