Nick Kyrgios

Mail aus New York: Die bizarre Show mit Kyrgios und Lahyani

Der nächste Aufreger um Nick Kyrgios. Doch diesmal stand nicht der Australier im Mittelpunkt, sondern Schiedsrichter Mohamed Lahyani. Wir fassen alles zusammen, was man über den bizarren Vorfall bei den US Open wissen sollte.

Immer wenn man glaubt, dass man auf dem Tennisplatz alles gesehen hat, kommt ein weiterer Vorfall um die Ecke, der einen erstaunt zurück lässt. In den Hauprollen diesmal: Nick Kyrgios und Mohamed Lahyani, einer der erfahrensten und populärsten Schiedsrichter auf der Tour. Mal wieder Kyrgios also. Eines muss man dem 23-jährigen Australier lassen: In Matches mit ihm passiert immer etwas Seltsames, Skurilles, Aufregendes, Bizarres. Diesmal war aber Kyrgios auf Court 17 im Billie Jean King National Tennis Center nicht der federführende Akteur bei einem Vorfall, sondern der Schwede Lahyani. Mein Kollege Jannik Schneider verteidigt den Schiedsrichter gar in seinem Kommentar

„Verlasse den Platz, wir wollen Genie sehen”

Was passierte genau? Kyrgios hatte im Zweitrundenmatch gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert bei schwülwarmen Bedingungen und 33 Grad mit seinem Körper und Geist zu kämpfen. „Sehr harte Bedingungen. Extrem heiß. Ich habe mich die ersten anderthalb Sätze nicht gut gefühlt“, sagte der Australier hinterher, der zu Beginn des Matches immer wieder gähnte. Als Herbert das Break zum 6:4-Satzgewinn schaffte, schien dem Australier mal wieder die Lust vergangen zu sein. Die Folge: drei schnelle Spielgewinne für Herbert zu einer 3:0-Führung im zweiten Satz.

Es folgte die Szene, die das beherrschende Thema des vierten Turniertages werden sollte. Lahyani kam von seinem Stuhl herunter und vergaß offensichtlich seine Rolle als Unparteiischer. Der 52-Jährige redete auf Kyrgios ein. „Ich will dir helfen. Ich habe deine Matches gesehen. Du tust dem Sport gut“, sagte Lahyani und forderte ihn auf, richtig zu spielen. Aus Sicht des Schweden würde er bei seinem eigenem Aufschlag zu schnell sein, sodass die Ballkinder nicht genügend Zeit hätten, um auf ihren Platz zurückzukehren. Kyrgios wurde zudem im zweiten Satz ausgebuht. Auf den Zwischenruf „Verlasse einfach den Platz, wir wollen Genie sehen (Bouchard war für das folgende Match auf Court 17 angesetzt)“, entgegnete er: „Also, du wirst sie nie haben.“

Kyrgios: „Lächerlich. Er hat mich überhaupt nicht gecoacht”

Ob sich Kyrgios die Worte von Lahyani zu Herzen genommen hat? Der Australier lag zwar mit 2:5 zurück, gewann den zweiten Satz schließlich noch im Tiebreak und spielte danach wie aus einem Guss. Die Sätze drei und vier gingen mit 6:3, 6:0 an Kyrgios, der sich nun auf ein Drittrundenduell mit Roger Federer freuen darf. „Ich hatte den gleichen Vorfall schon in Shanghai. Er hat zu mir gesagt, dass es nicht gut für die Integrität des Sports sei“, klärte der 23-Jährige auf der Pressekonferenz auf. „Es hatte aber keinen Effekt auf mich. Er hat gesagt, dass er mich mag. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine Aufmunterung war. Er hat nur gesagt, dass es nicht gut aussieht. Ich fühlte mich nicht gut. Ich weiß, dass das, was ich gemacht habe, nicht gut war. Ich habe ihm nicht wirklich zugehört. Es hat mir gar nicht geholfen. Denn ich lag danach 2:5 zurück. Wenn ich gleich danach sechs Spiele in Folge gewonnen hätte: na schön, aber es hat mir nicht geholfen.“

Der Vorwurf des Coachings durch Lahyani war im Raum, da der Australier nach der knapp einminütigen Gardinenpredigt des Schiedsrichters deutlich präsenter auf dem Platz war. „Es ist lächerlich. Er hat mich überhaupt nicht gecoacht. Ich habe nicht mal einen Coach, seit Jahren nicht“, meinte Kyrgios, der hofft, dass es keine Sanktionen gegen Lahyani geben wird. „Ich glaube nicht, dass er das verdient. Bei meinem Vorfall in Shanghai hatte es kein Nachspiel für den Schiedsrichter. Mir passierte die exakt gleiche Sache vor zwei Wochen in Cincinnati gegen del Potro. Ich habe nicht meine beste Leistung gebracht. Heute war es genauso. Der Schiedsrichter hat nur gesagt, dass ich das so nicht kann. Dass es ein schlechtes Bild abgibt.“

Kyrgios löscht zwei Tweets

Während des Matches meldete sich Donna Vekic, die Freundin von Stan Wawrinka, via Twitter zu Wort. „Ich wusste nicht, dass es Schiedsrichtern erlaubt ist, Zuspruch zu geben.“ Nach seinem Sieg reagierte Kyrgios auf diesen Tweet mit den Worten: „Sei nicht sauer, dass du aus den US Open geflogen bist.“ Den Tweet löscht Kyrgios umgehend, um wenige Minuten später einen weiteren folgen zu lassen. „Haha, Ironie von jemandem, der On-Court-Coaching jede Woche bekommt und zudem aus den US Open rausgeflogen ist.“ Auch den Tweet löschte Kyrgios später, um noch einen dritten Tweet abzusetzen, den er schließlich stehen ließ. Zur Vorgeschichte: Kyrgios hatte 2015 in Montreal während des Matches gegen Wawrinka gesagt: „Thanasi Kokkinakis hat deine Freundin geknallt.“

Nick Kyrgios

Nick Kyrgios

Und was hatte der dritte Protagonist, Pierre Hugues-Herbert, im heutigen Vorfall zu sagen? Eine ganze Menge! „Ich habe nicht gesehen, was passiert ist. Ich habe nur gesehen, dass Nick von diesem Punkt an viel fokussierter gespielt hat, hundert Prozent. Dann habe ich nach dem Match gesehen, was vorgefallen ist“, sagte der Franzose, der auch sauer auf sich selbst war, dass er den zweiten Satz trotz 5:2-Führung nicht gewinnen konnte. „Der Schiedsrichter sollte nicht mit ihm reden. Die einzige Sache, die er ihm sagen kann, dass er aufpassen soll, denn wenn er so weitermacht, wird er eine Verwarnung bekommen. Das kann er vom Stuhl aus sagen. Er muss nicht nach unten gehen. Er muss nicht die Worte sagen, die auf dem Video zu hören sind. Das ist nicht sein Job. Er ist ein Schiedsrichter, und er sollte dafür auf seinem Stuhl bleiben.Ich finde, er hat seinen Job übertrieben. Mohamed hat einen Fehler gemacht. Er ist ein unglaublicher Schiedsrichter. Aber heute hätte er nicht nach unten gehen sollen.“

Herbert: „Vielleicht geben sie mir das Preisgeld für den Sieg”

Auf die Frage, ob Lahyani bestraft werden sollte, antwortete Herbert: „Er ist ein Mensch. Ich mache Fehler. Ich zerstöre Schläger und bekomme eine Strafe. Ich weiß nicht, was sie tun können. Sie sollten etwas tun, dass so etwas nicht noch mal vorkommt. Wir wissen nicht, was passiert wäre, wenn er das nicht getan hätte. Wir sollten kein Coaching auf dem Platz haben. Wenn er einen Fehler gemacht hat, dann sollte er auch bestraft werden. Aber ich denke, er macht nicht viele Fehler. Mohamed ist ein richtig guter Schiedsrichter. Heute hat er es übertrieben. Er sorgt sich um Nick. Er sorgt sich um die Show, weil Leute nach dem ersten Satz gegangen sind. Als sie Nick in einer schlechten Verfassung gesehen haben, sind sie gegangen.“ Eine Sache würde den Franzosen allerdings im Nachhinein zufriedenstellen: „Vielleicht geben sie mir das Preisgeld für den Sieg. Das wäre fair“, sagte er mit einem Schmunzeln.

Der amerikanische Tennisverband USTA veröffentlichte nach der Pressekonferenz von Herbert ein Statement, indem sie das Verhalten von Lahyani rechtfertigten, der bekannt dafür ist, auf Spieler einzureden (siehe Monfils und Tomic in den Videos oben). Demnach soll der Schwede besorgt um den Gesundheitszustand von Kyrgios gewesen sein und den Stuhl verlassen haben, weil der Geräuschpegel so laut war. Dieses Statement nahm Herbert zum Anlass, um sich noch mal zu dem Vorfall zu Wort zu melden, diesmal via Twitter. „Ich bin viel verärgerter wegen des Statements der USTA, die uns für dumm verkaufen möchte. Fehler sind menschlich, aber ich warte immer noch auf Erklärungen. Wenn wir Spieler Fehler auf dem Platz machen, werden wir sanktioniert“, schrieb der Franzose. Die USTA kündigte an, dass der Vorfall mit dem Statement aber noch nicht abgeschlossen sei.

Federer: „Konversationen können deine Denkweise verändern”

Die Szene um Lahyani und Kyrgios war auch Gesprächsstoff bei den Spielern. Alexander Zverev sagte scherzhaft: „Vielleicht kann Nick 25 Prozent des Preisgeldes Mohamed geben.“ Roger Federer äußerte sich klar zum Vorfall. „Als Schiedsrichter triffst du im Stuhl eine Entscheidung, ob du etwas magst oder nicht. Aber du gehst nicht herunter und sprichst auf diese Weise. Es ging nicht nur darum, zu fragen, wie er sich fühlt. Er war dort zu lange. Es war eine Konversation. Konversationen können deine Denkweise verändern. Es kann ein Physio, Arzt oder auch ein Schiedsrichter sein“, kommentierte der Schweizer. Andy Roddick äußerte sich via Twitter und erklärte, dass Lahyani ein toller Schiedsrichter sei, der allerdings einen Fehler gemacht habe. Er hoffe jedoch, dass er nicht allzu hart bestraft wird.

Für den Schlussakt des Tages sorgte dann noch Andy Murray. Nachdem Kyrgios auf Instagram ein Foto vom heutigen Sieg postete, kommentierte der Schotte: „Wann gibst du Mohamed Lahyani als deinen neuen Trainer bekannt?“ Den größten Lacher des Tages hatte allerdings Kyrgios auf seiner Seite. Als er auf der Pressekonferenz nach seinen drei größten Stärken in seinem Spiel gefragt wurde, reagierte er ironisch: „Meine unglaubliche Bewegung, meine Returns und meine mentale Stärke.“

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