Casper Ruud – Ein Vorbild für den Tennissport
Derzeit muss Casper Ruud wegen einer Knieverletzung pausieren. Für unseren Schülerpraktikanten ist der Norweger ein Vorbild. Hier er erklärt er, warum.
Text: Jonas Heimes
Seit mehreren Jahren zählt Casper Ruud zu den besten Tennisspielern auf der ATP-Tour – vor allem auf Sand. Gerade durch seine Vorhand, die er mit enorm viel Topspin spielt, konnte er auf der roten Asche bereits einige Erfolge vorweisen. Neben zahlreichen Titeln auf der ATP-250-Ebene, stechen vor allem die zwei Grand-Slam-Finals in Roland Garros 2022 und 2023 hinaus. Damals die Gegner: Novak Djokovic und Rafael Nadal. Warum ich ihn so mag, liegt aber viel mehr an seinem Verhalten abseits des Tenniscourts. Stets sympathisch und bodenständig, immer fair zu den Gegnern.
Monte-Carlo 2021: Das erste Tennisturnier, das ich mir anschaute. Casper Ruud war zu diesem Zeitpunkt noch die Nummer 26 der Welt. Am Ende ging es bis ins Halbfinale, ehe er von Andrey Rublev geschlagen wurde. Es war nicht nur mein erstes Turnier, sondern auch das Turnier, in dem der Norweger sein Durchbruch schaffte. Von dort an ging es nur noch bergauf. Erst das Halbfinale in Madrid, dann drei Turniersiege innerhalb von drei Wochen: Bastad, Gstaad und Kitzbühel. Der damals 22-Jährige war nun endgültig in der Weltspitze angekommen.
Casper Ruud: Größter Karrieretitel aus dem Nichts
Ein Ruud-Fan zu sein, ist dennoch nicht immer einfach, denn seine Resultate in den letzten Jahren schwankten. So auch in diesem Jahr. Bis zum Masters-Turnier in Madrid lief seine Saison nicht gut. Frühe Niederlagen in Australien und beim „Sunshine Double” in Indian Wells und Miami. Selbst in seiner geliebten Sandplatzsaison ging es nicht über das Viertelfinale hinaus. Doch in der spanischen Hauptstadt gewann er dann plötzlich den größten Titel seiner Karriere – aus dem Nichts. Er steigerte sich Match für Match und besiegte mit Taylor Fritz, Daniil Medvedev und Jack Draper drei Top-10-Spieler auf dem Weg zu seinem 13. Karrieretitel.
Casper Ruud mit seiner Verlobten Maria Galligani nach dem Titelgewinn beim Masters-Turnier in Madrid.Bild: Imago/Future Image
„Es hat eine ganze Zeit gedauert bis zu einem solchen Titel. Jetzt fühlt es sich großartig an. Hoffentlich geht es jetzt so weiter”, sagte der Norweger erleichtert. Leider schaffte er es nicht, die Form zu halten. In Rom kam er zwar bis ins Viertelfinale, wurde dort aber vom zurückgekehrten Jannik Sinner durch eine 6:0, 6:1-Klatsche deklassiert. In Roland Garros gelang es ihm leider auch nicht, an seine Erfolge aus den Vorjahren anzuknüpfen: Zweitrunden-Niederlage gegen Nuno Borges. Die bevorstehende Rasensaison inklusive Wimbledon musste er aufgrund einer Knieverletzung absagen.
Casper Ruud spricht über mentale Gesundheit
Zurück zur Person Casper Ruud: Der frisch verlobte Norweger machte am Rande des Turniers in Madrid noch auf ein ganz anderes Thema aufmerksam, was bisher nur wenig Erwähnung auf der Tour gefunden hat. „Es ist ein hartes Leben und es kam zu einem Punkt, wo ich mich gefühlt habe, als würde es zu viel werden.” Ruud zählt zu einen der ersten auf der Tour, der offen über mentale Gesundheit spricht und erklärt dadurch seine schwachen Auftritte in letzter Zeit. Er habe sich „mental nicht gut gefühlt“ und habe sich ab sofort professionelle Hilfe an die Hand geholt.
Bei den Damen machte es Iga Swiatek bereits vor. Sie machte öffentlich, dass sie unter mentalen Problemen leidet und arbeitet bereits seit letztem Jahr mit einem Mentalcoach zusammen. Ruud sieht die Polin als Vorbild und macht ihr via der Plattform X Mut, als sie während des Halbfinals in Madrid gegen Coco Gauff sichtlich unter mentalem Druck leidet und sich das Handtuch über den Kopf zieht. Gemeinsam mit Swiatek wird Casper Ruud nun bei dem reformierten Mixed-Wettbewerb bei den US Open im August an den Start gehen.
Ich bewundere seine Vorhand Inside-Out mit Topspin
Dass Casper Ruud mein Lieblingsspieler ist, liegt also nicht nur an seiner taktischen Herangehensweise auf dem Court, sondern viel mehr an dem, was er außerhalb des Platzes von sich gibt. Natürlich schaue ich ihn mir auch gerne auf dem Platz an und bewundere seine Vorhand Inside-Out mit Topspin, aber seine bodenständige und offene Art in Interviews und Gesprächen beeindrucken mich noch viel mehr. Zudem zählt er zu einem kleinen Kreis derjenigen, die noch nie einen Schläger zerhackt haben.
In dieser Hinsicht nimmt er sich den Sandplatzkönig Rafael Nadal als Vorbild, den er im Übrigen schon als Kind als großes Idol angesehen hat. Viele finden den 26-Jährigen langweilig. Ein „Showmaker” wie Gael Monfils, Alexander Bublik oder Nick Kyrgios ist er nicht. Meiner Meinung nach muss er das aber auch gar nicht sein. Viel wichtiger ist mir ein respektvoller Umgang mit seinen Konkurrenten, den Schiedsrichtern und den Fans. Dass er spielerisch nicht immer überzeugt und inkonstant spielt, sehe ich ein. Ein wahrer Gentleman und eine Bereicherung für den Tennissport ist er aber hundertprozentig.
Das bin ich:
Ich heiße Jonas Heimes, bin 16 Jahre alt und gehe in die zehnte Klasse des Werner-Jaeger-Gymnasiums in Nettetal. Derzeit absolviere ich hier, beim tennis MAGAZIN, für die nächsten zwei Wochen mein Schülerpraktikum. Ich selbst spiele seit fünf Jahren leidenschaftlich gerne Tennis beim TG Brüggen am Niederrhein.