Novak Djokovic vs Yannick Hanfmann – ATP 250 tournament

War auch 2025 eine Konstante auf der Tour, wenn er denn spielte: Novak Djokovic erreichte vier Grand Slam-Halbfinals. Bild: Imago

Tennisjahr 2025: Asse, Abstürze, Aufsteiger – der große Rückblick

Die tennis MAGAZIN-Redaktion macht einen Haken unter das Tennisjahr 2025 und bestimmt die Tops und Flops der Saison.

Das Tennisjahr 2025 ist zu Ende und lieferte viele Geschichten. Die großen Champions der Saison sind offensichtlich: Bei den Herren dominierten Jannik Sinner und Carlos Alcaraz nach Belieben; bei den Damen war Aryna Sabalenka über das Gesamtjahr gesehen die konstanteste Spielerin. Wer aber sorgte darüber hinaus für die echten Highlights? An wen wird man sich zurückerinnern? Und welche Profis enttäuschten? Ach ja: Wen sollte man für 2026 im Blick haben? Die tennis MAGAZIN-Redaktion blickt zurück und wagt Prognosen für die nächste Saison.

Kolumne: Was mir an Novak Djokovic besonders gut gefällt

Andrej Antic, Chefredakteur

Tops 2025: Novak Djokovic & Belinda Bencic
Wer keine Ahnung davon hat, wie ein Champion tickt, fragt sich: Wieso spielt er noch? Novak Djokovic ist 38 Jahre alt. Er hat so ziemlich jeden Rekord auf der Tour pulverisiert. 2025 hat er das Kunststück fertiggebracht, in allen vier Grand Slam-Turnieren im Halbfinale zu stehen. Er weiß, dass er gegen Sinner und Alcaraz normalerweise keine Chance mehr hat, aber er will diesen 25 Grand Slam-Titel. Ich zolle ihm höchsten Respekt.

Belinda Bencic traf ich Ende des letzten Jahres beim ITF-Turnier in Hamburg. Sechs Monate nach der Geburt von Töchterchen Bella startete sie ihr Comeback. Bencic war nur noch die Nummer 907 der Welt. Okay, sie war schon einmal die Nummer vier. Sie bekam Wildcards, profitierte vom Protected Ranking. In Wimbledon spielte sie sich bis ins Halbfinale, ist inzwischen wieder die Nummer elf der Welt – irre!

Tennisjahr 2025

Erwischte ein schlechtes Jahr: Jule Niemeier stürzte im Ranking ab, 2026 soll der Neustart erfolgen.

Flops 2025: Daniil Medvedev & Jule Niemeier
Eins vorweg: Daniil Medvedev ist ein herausragender Spieler. Er gewann die US Open (2021) und stand in fünf weiteren Grand Slam-Finals. Er war die Nummer eins (2022). Insgesamt holte er 21 Titel und spielte auf der Tour 600 Matches, von denen er 420 gewann. Von 2019 bis Juni 2025 stand der 29-Jährige fast ununterbrochen in den Top Ten. Und doch: Er ist auch ein Spieler jener 90er-Generation, denen man keine großen Siege mehr zutraut. 2025 kommt er auf eine magere 41:23-Matchbilanz. Auf Grand Slam-Level gewann er 2025 sogar nur ein Match – viel zu wenig für seine Ansprüche.

Ich bin ein großer Fan der Spielweise von Jule Niemeier. Als sie 2022 in Wimbledon ins Viertelfinale kam, war ich geflasht. Aktuell steht die 26-Jährige auf Platz 246 – ein Witz bei dem Potenzial. Ihr Absturz liegt auch daran, dass sie nach der Trennung von Michael Geserer ihr Umfeld sortieren musste. Das neue Setting: Trainerin Anna Gabric, Manager Dirk Schimmel (hat früher die Nummer eins im Golf Martin Kaymer betreut), Chris Gamperl (Athletik) und Nils Döse (Physio) von Munique Performance sowie Life Coach Holger Fischer (mentale Stabilität). Trainiert wird in der Base in Oberhaching.

Newcomer 2026: Henry Bernet & Tereza Valentova
Er ist das große Schweizer Versprechen auf die Zukunft. Henry Bernet ist 18 Jahre alt und die Nummer 479 der Welt. Auf den ersten Blick scheint er klein und schmächtig. Das täuscht. Der Mann aus Basel, den man am Rhein schon mit Roger Federer vergleicht, ist 1,91 Meter groß. 2025 hat er an Muskelmasse zugelegt. Das ­Auffälligste: Der Rechtshänder hat eine einhändige Rückhand zum Niederknien. Zuletzt spielte der Australian Open-Juniorensieger in der Quali in Athen ein intensives Match gegen Jan-Lennard Struff, das er in drei Sätzen verlor. 2026 gibt es nur eine Richtung für ihn – steil nach oben.

Kennen Sie Tereza Valentova? Falls nicht, ist es höchste Zeit, sich mit der Tschechin zu beschäftigen. 18 Jahre alt ist die Frau aus Prag und wenn nicht alles täuscht, kann sie die nächste Petra Kvitova werden. Allerdings ist sie Rechtshänderin. 2025 kletterte sie bis auf Platz 56. Ein Jahr zuvor schaffte Valentova, die im berühmten Sparta Prag-Tennisclub trainiert, das Kunststück bei den Junior French Open den Einzel- und Doppeltitel abzuräumen. Eines ihrer Highlights: ein enges Zweitrundenmatch bei den US Open gegen Elena Rybakina. Einfach mal bei YouTube reinklicken!

Christian-Albrecht Barschel, Redakteur

Tops 2025: Amanda Anisimova & Alexander Bublik
Diese Frau hat Feuer auf dem Schläger. Wenn Amanda Anisimova „in the zone“ ist, dann ist sie kaum zu schlagen. Was ihr noch fehlt, ist, die Balance in ihr aggressives Powertennis zu bekommen. Nach den zwei verlorenen Grand Slam-Finals dieses Jahr (Wimbledon und US Open) bin ich mir sicher: 2026 schlägt ihre ganz große Stunde.

Endlich schöpft er sein spielerisches Potenzial aus. Im Frühjahr 2025 drohte Alexander Bublik der Rausfall aus den Top 100. Nach einer Negativserie dachte er sogar ans Karriereende. Nach vier Saisontiteln beendet der trickreiche Kasache das Jahr auf Platz 11. Anfang 2026 wird er sehr wahrscheinlich Top-10-Spieler sein. Wer hätte das gedacht?

Tennisjahr 2025

Reicht sein Spiel noch für die Weltspitze? Stefanos Tsitsipas hat den Anschluss nach oben verloren.Bild: Imago

Flops 2025: Danielle Collins & Stefanos Tsitsipas
Die Karriere von Danielle Collins sollte 2024 zu Ende gehen. Aufgrund von Endemetriose (gynäkologische Erkrankung) gestaltet sich ihr Babywunsch schwerer als gedacht. So spielt Collins weiter. Es folgte nach der besten Saison ihrer Karriere (Platz 11, Ende 2024) die schwächste (Platz 64, Ende 2025) – mit reichlich Drama auf und neben dem Platz.

Die Entwicklung von Stefanos Tsitsipas stimmt mich traurig. Der Grieche hat so viel Touch, seine Spielweise kann eine Augenweide sein. Es scheint so, dass Tsitsipas im modernen Powertennis keine Rolle mehr spielen wird. Sein Return und seine einhändige Rückhand entwickeln sich nicht weiter. Bei den letzten sechs Grand Slam-Turnieren kam er nicht über die zweite Runde hinaus. Ich befürchte, der Trend setzt sich auch 2026 fort.

Newcomer 2026: Iva Jovic & Terence Atmane
Die Nächste aus den USA bitte! 16 Amis standen Ende 2025 in den Top 100 im WTA-Ranking. Die mit Abstand jüngste von ihnen ist Iva Jovic, 17 Jahre alt und bereits Top-40-Spielerin. Nach ihrem Premierentitel auf der WTA-Tour in 2025 bin ich mir sicher: 2026 wird Jovic bei den Grand Slams für Furore sorgen.

Mit einem IQ von 158 ist Terence Atmane sicherlich der schlauste Top-100-Spieler. Mit seiner überraschenden Halbfinalteilnahme als Qualifikant beim Masters-Turnier in Cincinnati spielte sich der Franzose plötzlich ins Rampenlicht. Danach wurde es zwar wieder still, doch 2026 gelingt ihm der endgültige Durchbruch.

Tim Böseler, Redakteur

Tops 2025: Valentin Vacherot & Victoria Mboko
Für die Feel-Good-Story der Saison sorgte natürlich Valentin Vacherot aus Monaco. Wie aus dem Nichts gewann er den Titel beim 1000er-Masters in Shanghai – als Qualifikant mit ATP-Ranking 204. Mit ihm freute sich Freundin Emily Snyder. Die olle Floskel „Im Sport ist alles möglich“ füllte der 26-Jährige mit Leben. Ist er nun eine klassische Eintagsfliege? Eher nicht. Beim 1000er-Masters in Paris kam er bis ins Viertelfinale.

Garantiert kein „One-Hit-Wonder“ ist Victoria Mboko aus Kanada, die 2025 unter anderem das WTA-1000er in Montreal gewann. Ich sah die 18-Jährige in Roland Garros, als sie Eva Lys schlug. Neben mir saß ihre Trainierin, Ex-Profispielerin Natalie Tauziat: „Vicky hat das Big-Game. Wir müssen es aber noch zur vollen Entfaltung bringen.“ Das klappt bisher gut. Mit ihrer Power hat es Mboko schon bis auf Rang 18 gebracht.

Flops: Giovanni Mpetshi Perricard & Naomi Osaka
Wie man sich doch täuschen kann: 2024, als Giovanni Mpetshi Perricard mit Monster-Aufschlag und Kanonen-Vorhand noch oben schoss, war ich mir sicher, dass er 2025 die Top 10 erreichen wird. Tja, „GMP“ enttäuschte: 15 Auftaktpleiten sprechen für sich. Seine größten Baustellen: Returnspiel und Beweglichkeit.

Auch Naomi Osaka hatte ich 2025 mehr zugetraut. Gemessen an ihren eigenen Ansprüchen, noch acht weitere Grand Slam-Titel nach ihrer erfolgten Babypause zu holen, blieb sie weit hinter den Er­wartungen zurück. Langsam läuft der 28-Jährigen die Zeit davon.

Tennisjahr 2025

Sollte man sich 2026 mal anschauen: Die einhändige Rückhand von Lilli Tagger aus Österreich.Bild: Imago

Newcomer 2026: Nicolai Budkov Kjaer & Lilli Tagger
Auf der Challenger-Tour hinterließ der Norweger Nicolai Budkov Kjaer, 19, 2025 mehrere Ausrufezeichen: vier Titel, 34:15 Siege. Der 1,90 Meter große Modellathlet kann mit Aufschag und Vorhand viel Schaden anrichten. Sinner-Coach Cahill beurteilt sein Spiel mit einem Wort: „Hammer!“ 2026 wird sein Durchbruchsjahr.

Lilli Tagger aus Österreich, 17, wird 2026 jedem auffallen, versprochen. Mit 1,85 Metern Körpergröße und ihrer einhändigen Rückhand ist sie jetzt schon eine Erscheinung auf der WTA-Tour. 2025 verbesserte sie sich um 620 Weltranglistenplätze bis auf Position 153. Dort wird aber noch längst nicht Schluss sein.