Mutua Madrid Open – Day Nine

Im vergangeneBild: Getty Images

Jan-Lennard Struff in Madrid: Heiß aufs Halbfinale

Jan-Lennard Struff spielt in Madrid groß auf. Vor seinem Viertelfinale gegen Stefanos Tsitsipas sagt sein Manager: „Er ist im Moment für alle Spieler gefährlich.“

Die gut besetzte Box strotzte nur so vor Energie, als Jan-Lennard Struff in seinem Achtelfinale von Madrid gegen Pedro Cachin am Dienstagabend das entscheidende Break zum 4:3 im dritten Satz machte. Zuvor hatte „Struffi“ im Tiebreak des zweiten Satzes einen Matchball liegen gelassen, aber das brachte ihn nicht aus der Spur und war für seine Anhänger nur noch ein Grund mehr, ihn lautstark und wild gestikulierend anzufeuern. Am Ende gewann Struff 7:6, 6:7, 6:3 und steht nun im Viertelfinale der Großveranstaltung von Madrid. Gegner dort ab 20 Uhr heute Abend: Stefanos Tsitsipas (live bei SKY).

Mit der Energie aus „Struffis Power Box“

„Jan braucht eine hohe Intensität in seinem Spiel, die im Gegensatz zu seinem eher ruhigen und ausgeglichenen Charakter steht. Wir versuchen von der Tribüne aus, ihm diese Energie auf dem Platz zukommen zu lassen. Denn wenn er auf seinem höchsten Eneregielevel spielt, kann er für jeden Gegner gefährlich werden“, sagt Corrado Tschabuschnig, Struffs Manager, der am Morgen vor dem Tsitsipas-Match mit tennis MAGAZIN telefonierte. Tschabuschnig, Inhaber der Agentur Topseed, ist in Madrid dabei und wichtiger Teil von „Struffis Power-Box“. Dazu gehört außerdem: Marvin Netuschil, der sich seit einiger Zeit den Trainer-Job mit Carsten Arriens teilt. Netuschil, ehemaliger Profi, ist einer der besten Freunde von Struff und war bislang vor allem bei Challenger-Turnieren im Einsatz.

Dann sitzen noch einige Bekannte und Freunde in der Box. Zum Beispiel der Besitzer des Hotels auf Teneriffa, in dem sich Struff schon seit Jahren auf die neue Saison vorbereitet. Und eine ehemalige Trainingspartnerin aus der Jugendzeit, die von Struffs Mutter Martina, Trainerin im Westfälischen Tennis-Verband, lange gecoacht wurde. Sie brachte auch gleich einige Freundinnen zur Unterstützung mit. Struffs Familie, Partnerin Madeleine und seine beiden Söhne, sind nicht vor Ort.

Struff

VOLLE PULLE: Gegen den US-Profi Ben Shelton gewann Struff in Madrid 4:6, 7:6, 7:5.

Der Sieg gegen Cachin war schon das sechste Match für Struff in Madrid, der in der letzten Qualifikationsrunde gegen Aslan Karatsev zwar verlor, aber als Lucky Loser noch ins Hauptfeld rutschte. Kuriosum am Rande: Auch Karatsev hat es bis in die Runde der letzten Acht geschafft (spielt jetzt gegen den Chinesen Zhang). Sollten heute Struff und Karatsev gewinnen, würde es im Halbfinale zur Revanche kommen.

Struff nähert sich seinem Toplevel an

Was jetzt schon klar ist: Struff nähert sich mehr und mehr seinem Toplevel an, nachdem er letztes Jahr die gesamte Sandplatzsaison verletzungsbedingt verpasst hatte. Die Partie gegen Tsistipas ist schon sein 45. Match der Saison. Zum Vergleich: 45 Matches spielte Struff 2022 im kompletten Jahr. Doch die aktuell hohe Belastung bereitet ihm keine Probleme. „Physisch ist Jan so gut drauf wie ein 20-Jähriger“, beteuert Tschabuschnig. „In seinem Alter als Tennisprofi ist es eher eine Herausforderung, auch mental frisch zu bleiben. Und in der Hinsicht hat ihm die Pause letztes Jahr gut getan. Sie wird seine Karriere verlängern.“

Allerdings war der Wiederaufstieg in die erweiterte Weltklasse ein hartes Stück Arbeit für Struff, der nach dem Turnier in Madrid auf jeden Fall wieder in den Top 50 stehen wird. Im Januar lag er noch auf Position 167. „Es kann lange dauern, bis man nach einer Verletzung seine alte Stärke wieder erreicht. Dominic Thiem hat aktuell schwer zu kämpfen damit. Jan hat sich die letzten Wochen durch viele enge Matches gebissen. Jetzt hier im Viertelfinale zu stehen, ist auch eine Belohnung für den Aufwand, den er auf sich genommen hat“, sagt Tschabuschnig.

Struff

VIERTELFINALE IN MONTE CARLO: Im Fürstentum verlor Struff gegen Rublev.

Was aber nicht bedeutet, dass sich Struff mit dem Erreichten nun zufrieden geben wird – ganz im Gegenteil. Struff ist heiß auf sein erstes Masters-Halbfinale. Jüngst in Monte Carlo, wo er unter anderem Casper Ruud schlug und dann im Viertelfinale am späteren Sieger Andrey Rublev scheiterte, reichte es dafür noch nicht. Platzt der Knoten nun in Madrid? Gegen Tsitsipas, einem der besten Sandplatzspieler auf der Tour, hat Struff auf Sand schon einmal gewonnen: 2019 in Barcelona. Insgesamt liegt der Deutsche im direkten Vergleich auf ATP-Level aber mit 2:3 Siegen hinten.

Struff mit ultra-aggressivem Sandplatztennis

Was Struff in Madrid in die Karten spielt, sind zwei Faktoren. Erstens: Das Feld in Madrid ist durch das Fehlen von Rafael Nadal und Novak Djokovic offen wie nie. Klar, Carlos Alcaraz spielt derzeit gefühlt zwei Klassen besser als der Rest, doch hinter ihm ist die Konkurrenz längst nicht mehr so dicht, wie in den besten Zeiten der „Big Three“. Dadurch entstehen Lücken, die auch Spieler nutzen können, die nicht so im Fokus stehen. Mit Daniel Altmaier, der gestern gegen Borna Coric verlor, und eben Struff standen zum ersten Mal zwei Lucky Loser im Viertelfinale eines Turniers der Masters-Serie, die es immerhin seit 1990 gibt.

Der zweite Faktor: Struffs ultra-aggressives Sandplatztennis funktioniert bestens in Madrid – auch bedingt durch die Höhenlage und das trockene Klima. In seinen absolvierten sechs Matches tauchte er schon 203-mal vorne am Netz auf und machte dort 133 Punkte. Allein gegen Cachin attackierte Struff 72-mal (48 Punkte). „Das ist sein natürliches Spiel. Jan ist nicht der Spielertyp, der sich in lange Grundlinienballwechsel reinziehen sollte“, sagt Manager Tschabuschnig.

Gegen Tsitsipas wird viel vom Aufschlag abhängen. Tschabuschnig glaubt, dass sich der Grieche dabei keinen Hänger erlauben darf, weil Struff dann „sofort zuschlagen wird.“ Was er sich von seinem Schützling heute Abend wünscht, ist ein „aktiver, aber nicht hektischer Spielaufbau, gepaart mit einer gewissen Gelassenheit“.

Wenn dann wieder Struffs Box für die nötigen Energieströme auf dem Court sorgt, könnte der Erfolgslauf in Madrid für den Deutschen noch weitergehen.

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